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  • Wir fahren auf die Suche nach Schildkröten bei Nacht den Strand in St. Lucia entlang.

    Turtle Safari | Cape Vidal
  • Die Webervögel bauen mit viel Geschick die Nester für ihre Weibchen

    Flinke Architekten

Die letzten Stunden verbrachten wir in der tiefschwarzen Nacht mit allzu zahlreicher interssanter Überholmanöver Einheimischer und so sind wir heilfroh, als wir endlich in St. Lucia ankommen.

Anreise

Wir fahren einen mächtigen Umweg nach St. Lucia – wir müssen um den Binnenstaat von Swaziland umfahren, aber die R38 mit der wir die Landschaft durchqueren, ist abwechslungsreich und schön. Und so sind wir wenigstens visuell bestens unterhalten.
Nach einem kurzen Tankstop in Piet Retief öffnen sich die Schleusen des Himmels und wir sind mitten in einem Unwetter. Die N2 führt nun durch die Berge und die Straße schlängelt sich kurvenreich durch das Gelände, bis wir auf Höhe des Pongolapoortdam sind. Dort lässt das Unwetter nach und der Streckenverlauf wird wieder gerade, aber wir kommen nun am Abend in die kohlrabenschwarze Dunkelheit Afrikas. Es ist schon beängstigend, wenn die Rücklichter des Gegenverkehrs im Rückspiegel des eigenen Autos komplett von der Nacht geschluckt werden. Und die waghalsigen Überholmanöver der Einheimischen sind komplett unberechenbar. Endlich kommt unser Abzweig nach St. Lucia und wir verlassen den Irrsinn der Nationalstraße. Jetzt müssen wir die Geschwindigkeit reduzieren, denn es könnte Flusspferde auf der Straße haben.
An unserem Guesthouse begrüßt uns Linda herzlich und ist genau so froh wie wir, dass wir gut angekommen sind und zeigt uns gleich unseren Design-Bungalow. Wir sind vielleicht 5 Minuten aus dem Auto und werden schon komplett mit Stichen übersät. Hungrige kleine Biester hier! Ja - es hat hier gerade geregnet und so sind allerlei Krabbeltiere unterwegs. Aber nachdem wir eingecheckt und ausgepackt sind, fallen wir schon bald todmüde ins Bett.

uMfolozi Fluss

St. Lucia

Wir sind heute auf dem uMfolozi Fluss unterwegs, um Flusspferde zu beobachten. Die kleine Verbindung zwischen dem St.-Lucia-See (größter See Südafrikas) und dem Pazifik, schlängelt sich durch ein Schwemmgebiet, dessen Salzgehalt sich kontinuierlich ändert.
Kaum haben wir den Landrover verlassen, mit dem wir abgeholt wurden, sehen wir die zwei Safariboote an zwei rostigen Pontons vertaut auf dem trüben Wasser liegen. Die Boote haben ihre besten Zeiten schon hinter sich, machen aber sonst einen soliden Eindruck.
Der Liegeplatz ist von einem dichten Schilfgürtel umgeben, an dem wir nach dem Ablegen auch kurz anhalten, um die Webervögel zu beobachten. Und tatsächlich können wir den geschickten Vögeln bei ihrer flinken Arbeit zusehen und sind beeindruckt, mit welcher Geschwindigkeit so ein Nest entsteht.
Der uMfolozi Fluss
Und dann geht es schon auf den Fluß hinaus und nicht weit entfernt entdecken wir die erste Gruppe Flusspferde. Dicht zusammengedrängt, mit ihren Köpfen auf den Rücken anderer ruhend, beäugen uns die Tiere kritisch mit großen Augen. Nur nebenan spielen ein paar Junge und gleiten immer wieder in großen Bögen durch das flache Wasser.
Ein wenig später finden wir eine noch größere Gruppe am Flussufer aneinander gekuschelt und ein paar Meter davon entfernt entdecken wir eine junge Mutter, die ihren winzigen Nachwuchs vor den neugierigen Booten zu schützen versucht. Das kleine Flusspferd beobachtet uns nervös mit weit aufgerissenen Augen und sucht ängstlich den Kontakt zur seiner Mama.
Wir drehen ab, lassen beide Tiere in Ruhe und widmen uns der Ansammlung von Tieren direkt vor uns. Am Ufer im Hintergrund liegen reglos zwei mächtige Krokodile und wir sind beeindruckt von ihrer Größe.

iSimangaliso-Wetland-Park

Auf dem Weg nach Cape Vidal

Den Rest des Tages nutzen wir, um durch den iSimangaliso-Wetland-Park nach Cape Vidal zu fahren. Der Park liegt eingebettet zwischen zwei Dünengürteln und beheimatet mehr Tierarten als der Krüger-Nationalpark.
Und tatsächlich kommen wir gerade mal 3 km weit, als wir auf unserem ersten Loop zwei Nashörner an einer sumpfigen Stelle in der Sonne dösen sehen. Die Tiere sind pechschwarz und als sie die Köpfe heben sehen wir, dass ihre Hörner abgenommen wurden um ihr Fortleben zu garantieren. Die chinesische Industrie von Wilderern ist zu mächtig und der Kampf zum Erhalt der Arten scheint inzwischen verloren zu sein. Die Geschwindigkeit, wie gerade diese Tiere ausgerottet werden ist erschütternd und so freuen wir uns riesig, wenn wir überhaupt Exemplare ihrer Art zu sehen bekommen.
Wir lassen keinen Loop aus und genießen die hügelige Dünenlandschaft, bis wir plötzlich um eine Kurve fahren und vor uns in einer leichten Senke einen Elefanten auf der Fahrbahn sehen. Auf der gegenüberliegenden Seite hat sich der Verkehr schon aufgestaut, den der Bulle misstrauisch beäugt. Das Tier ist sichtlich nervös, öffnet ständig seine Ohren und droht den Fahrzeugen – weiß aber nicht so richtig, was er sonst machen soll. So bleibt er einfach mitten auf der Straße stehen und an ein Weiterkommen ist für die nächste halbe Stunde nicht zu denken. Wir halten in 50 Metern Abstand, wer weiß, was dem Bullen noch so einfällt. Inzwischen haben sich auch Fahrzeuge hinter uns versammelt, aber alle Teilnehmer bleiben diszipliniert und geordnet stehen und warten gemeinsam mit uns. Irgendwann kommt ein weiterer Bulle aus dem Gebüsch und gesellt sich zu seinem Kumpel.
Na klasse, uns beschleicht das Gefühl, es könnte länger dauern. Wir packen unsere Buritos aus, die wir in einem Sandwich-Laden in St. Lucia gekauft haben und vertreiben uns die Zeit mit unserem Snack. Die Sonne brennt auf das Blech unseres Fahrzeugs und wir sind recht erleichtert, als die Dickhäuter sich dazu entscheiden, endlich die Straße zu verlassen.
Und so geht es weiter und am späten Nachmittag erreichen wir bei bedeckten Himmel den Strand. Wir fragen uns, wie man hier in den rauhen, kalten Fluten des Pazifiks überhaupt schnorcheln kann und verwerfen den Gedanken recht schnell, während der bissige Wind uns durch das Haar fährt. Nein, einen Strandurlaub wollen wir hier im Moment nicht verbringen.

Am Ufer des St. Lucia Lakes geht es im längsten Loop wieder zurück und wir vergessen die Zeit, als das Abendlicht sich durch den Regenschleier kämpft und die Dünen mit weichen Tönen färbt.

Turtle Tour

Cape Vidal

Heute Abend gehen wir noch mal raus und fahren mit einer Sondererlaubnis in den Park, nachdem alle Touristen nach Hause gegangen sind. Zwei LandCruiser auf dem Weg nach Cape Vidal und sonst niemand. Was für eine Chance, denken wir, und freuen uns, als wir nach zahlreichen Sichtungen endlich den Strand erreichen, an dem unser Fahrer Antony das Fahrzeug für die Fahrt über den Strand präpariert. Der Luftdruck in den Reifen muss angepasst werden, damit wir im weichen Sand überhaupt vorwärts kommen können.
Die Dämmerung fällt herein und ein kühler Wind kommt auf – bald sind wir und die Ausrüstung von einer leichten Salzschicht überzogen, denn wir fahren direkt durch die Aerosol-Wolken der auflaufenden Wellen, die hier am Strand flach auflaufen. Die Tiere kommen mit der Flut und siehe da: wir sehen eine Spur, die zum Strand hinaufführt.
Aber nach näherer Betrachtung macht die Spur an den Dünen einen Bogen und kommt wieder zurück! Wir sind zu spät - das Tier ist schon wieder im Wasser! Also geht es weiter nach Norden, ca. 20 km den Strand entlang ohne eine weitere Spur. Antony lässt den Geländewagen recht unvermittelt mitten am Strand fallen und beginnt kleine Häppchen auszupacken. Das Fingerfood ist schon ganz lecker, aber eigentlich sind wir ja für etwas komplett anderes hier ...

Es ist inzwischen dunkel und man sieht die Hand vor Augen nicht mehr. Dafür hören wir über die Dünung hinweg das bedrohliche Grollen einer Gewitterfront, die den ganzen Himmel um uns herum einnimmt.

Links und rechts zucken inzwischen die Blitze vom Himmel!

Wir steigen in den Landie und machen uns auf den Rückweg. Entweder leuchtet das Meer blau/violett oder die Silhouetten der Dünen schälen sich aus der tiefschwarzen Dunkelheit - ein spektakuläres Schauspiel und sehr unheimlich, weil wir mitten drin sind! Micha zieht die Beine an, nimmt den Kamera-Rucksack auf den Schoß und vermeidet peinlichst jeden Kontakt mit dem metallenen Überrollbügel des Geländewagens. Auch die eiserne Griffstange an der Rückseite der Vorderbank wird im Moment nicht mehr angefasst.
Ob das wirklich bei Blitzschlag hilft, wissen wir nicht, aber im Moment beruhigt es doch ein wenig.
Antony lässt den Suchscheinwerfer den Strand hoch und runter tanzen - ohne brauchbares Ergebnis. Wir sehen zwar wieder zwei Spuren, aber auch diese Tiere sind schon wieder weg. Wir haben einfach kein Glück! Irgendwann müssen wir die Planen an den Seiten herunterlassen, inzwischen regnet es in Strömen und der Lärm ist beachtlich. Wir haben so das Gefühl, alle wollen jetzt nur noch vom Strand runter. Wir erreichen Cape Vidal und machen eine Pause, bis wieder genügend Luft in den Reifen ist, damit wir wieder nach St. Lucia fahren können.

iSimangaliso-Wetland-Park

West-Teil

Am nächsten Morgen brechen wir früh auf, denn heute wollen wir zuerst den Westteil des iSimangaliso-Wetland-Parks erkunden und danach weiter Richtung Nord-West – in den Hluhluwe iMfolozi Park. Obwohl es kurz vor neun Uhr ist, steht die Sonne schon hoch, es hat kaum Wolken und es ist unglaublich hell.
Am Süd-West Eingang lassen wir das übliche Registrierungsprozedere über uns ergehen, um mal wieder einen halben Meter Papierbeleg zu bekommen, den wir bis zum Auschecken nicht verlieren dürfen. Eben alles so wie immer. Die freundliche Parkangestellte erfasst geduldig alle unsere Daten, zu denen anscheinend auch gehört, wie viele Leute wir mit unserem Auto transportieren könnten, wenn wir denn wollen.
Gut, nachdem auch das geklärt ist, begleitet uns die Angestellte zu unserem Auto und dann zur Schranke, damit sie uns in den Park hineinlassen kann. Zu unserer Verwunderung verlangt sie dann doch tatsächlich alle unsere Papiere, die sie uns gerade eben selbst ausgestellt hat und überprüft alles sehr sorgfältig und mit kritischem Blick. Als dann doch alles in Ordnung zu sein scheint, öffnet sich der Schlagbaum und wir können unsere Reise fortsetzen.
Wir durchqueren die westliche Seite des Parks, schauen Antilopen beim Grasen zu und beobachten zahlreiche Giraffenfamilien beim eleganten Vorbeischlendern. In einem Schlammloch dösen zwei pechschwarze Nashörner, davor rangeln zwei Giraffenbullen – was schon seltsam anmutet, wenn die Tiere versuchen, sich gegenseitig die kurzen Hörner mit weit ausholenden Hälsen in die Flanken zu rammen. Die erzielten Treffer sind sogar für den Zuschauer mit einem dumpfen 'Pock' hörbar! Bevor wir den Park verlassen, um auf der N2 nach Hluhluwe zu fahren, bleiben wir an einer kleinen Gruppe Zebras mit Nachwuchs hängen und freuen uns, wie die Tiere langsam durch die glitzernden Gräser ziehen.

Hluhluwe-iMfolozi-Park

Teil 4: Nashörner & Gewitter in den Bergen
Impuls

Hot Spot

St. Lucia – Eine Empfehlung? Eigentlich sind wir wegen der Schildkröten gekommen, aber wie es nun mal mit Tierbeobachtungen so ist: Unser Timing hat einfach nicht aufeinander gepasst. Weil unser Zeitplan auch nicht angepasst werden konnte, bleibt die Turtle-Safari wohl noch auf unserer Bucket-List stehen. Der iSimangaliso-Wetland-Park hat zwei Seiten, die beide sehr schön sind und viele Sichtung versprechen, aber extra nur wegen dem Park hierher zu fahren, ist gefühlt ein wenig übertrieben.