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  • Die Gepardenbrüder reagieren gelassen und stören sich nicht durch unsere Anwesenheit, als wir uns zu Fuß nähern.

    Total entspannt
  • An unserem letzen Sundowner an der Mutal Gorge haben wir einen fantastischen Blick auf den Luvuvhu.

    Makuleke

Der etwas andere Urlaub. Ein Safari-Guide Schnupperkurs mit Ecotraining in Südafrika.

Anreise

Juhuu, endlich geht es los. Noch ein kurzes Telefonat mit Daniel von Natucate, dann geht es Richtung Frankfurt und in den Flieger nach Johannesburg. 2 Wochen EcoQuest mit EcoTraining in Südafrika stehen auf dem Programm.
Ich werde am nächsten Morgen pünktlich um 6:30 an meinem Hostel in Joburg abgeholt. 10 Minuten später steigen die nächsten 7 Teilnehmer meines Kurses in den Bus, 6 Deutsche, ein Engländer. Hm, die Verteilung der Nationalitäten habe ich mir ein wenig anders vorgestellt, aber gut. Schon auf dem mehrstündigen Transfer von Joburg ins Karongwe Game Reserve haben wir uns viel zu erzählen.

Das Karongwe Game Reserve beeindruckt mit einem Blick über eine weite Ebene bis zu den weit entfernten Drakensbergen.

Ecotraining

2 Wochen EcoQuest mit EcoTraining

Am Eingang des Game Reserves werden wir von unserem Instructor Jasper abgeholt und ins Camp gebracht. Dort gibt es erstmal die Info, dass die Wasserpumpe kaputt ist, und wir leider fürs erste auf fließendes Wasser verzichten müssen.

Willkommen im Busch!

Wir beziehen unsere geräumigen 2er-Zelte und sehen uns im Camp um, in dem wir die ersten 7 Tage unserer EcoQuest verbringen. Nach und nach treffen die restlichen Kursteilnehmer ein und als alle vollzählig sind, gibt es Mittagessen und ein kurzes Sicherheitsbriefing. Das Camp ist nicht eingezäunt, deshalb können die Tiere ungehindert durchs Camp streifen, was sie auch ab und an tun. Deshalb sollte man immer die Augen offen halten, und auch hin und wieder nach links und rechts schauen...
Die goldene Buschregel bei der Begegnung mit einem Tier lautet: "Whatever you do, don't run." Im Busch ist schließlich alles schneller als man selbst. Na, das klingt doch eigentlich ganz einfach. Ich komme leider – oder zum Glück ;-) – nicht in den Genuss, meine Fluchtreflexe zu testen, während unseres Aufenthaltes kommen nur ein paar Nyala-Antilopen und Affen vorbei. Und Bruce, der Büffel, allerdings in sicherem Abstand. Obwohl, wer weiß, welche nachtaktiven Gäste wir verschlafen haben?
Die Tage im Camp beginnen um 5 Uhr mit einem Wake-up Call. Jeden Tag hat ein anderes Zelt Dienst und weckt die anderen Teilnehmer mit unterschiedlich sanfter Stimme... Um 5:30 wird das Kudu-Horn geblasen und zu Kaffee und Rusks (sehr harte und sehr trockene Biskuits) gerufen, dann geht es los in den Busch. Entweder zu Fuß oder mit dem Landie, wir teilen uns jeweils lose in 2 Gruppen auf. Ca. um zehn Uhr sind wir dann wieder im Camp und bekommen ein herzhaftes Frühstück von den Küchenladies gezaubert.
Danach haben wir Zeit für uns, um 1 Uhr gibt es eine Stunde Unterricht, danach Mittagessen und gegen nachmittag geht es wieder raus auf Game Drive bzw. Walk. Zurück im Camp wartet das Abendessen auf uns und danach lassen wir den Abend gemeinsam bei dem ein oder anderen Bier gemütlich am Lagerfeuer ausklingen.

Zum fotografieren wird die üppige Vegitation oft zur Herausforderung – verdeckt den Fotografen aber genau so gut wie das Motiv.

Das Karongwe Game Reserve
Das Karongwe Game Reserve liegt am (meist trockenen) Karongwe Fluss, die Landschaft besteht größtenteils aus dichter Baumsavanne, ab und an unterbrochen durch riesige Granitfelsen, sogenannte Kopjes. In der Ferne hat man einen grandiosen Blick auf die Drakensberge. Durch den dichten Busch gestaltet sich die Suche nach den Tieren ein wenig schwierig. Aber im Busch braucht man Geduld, und nach teilweise stundenlangem Drives – in denen ich dann einfach die tolle Landschaft genieße – werden wir dann doch immer wieder belohnt, und die ganze Suche ist vergessen.
Wir sehen eine Löwenfamilie beim Abendessen – es gibt heute Zebra – das Männchen mit seiner beeindruckenden Mähne liegt schon vollgefressen im Gras. Einmal finden wir eine Gepardenmutter mit 3 Jungen, am nächsten Tag 3 männliche Geparden, die sich gerade von ihrem Impala-Snack erholen und im Schatten dösen.
Die Nashörner, die schon vor uns fliehen wollen, lockt unser Guide einfach wieder zurück, indem er ihren Ruf nachahmt, und wir können ein paar tolle Fotos machen. Leider ist auch in Karongwe die Wilderei ein großes Problem, daher werden allen Nashörnern hier die Hörner gekürzt, um sie zu schützen. Das ist zwar sehr schade, aber lieber ein Nashorn ohne Horn als gar kein Nashorn.
Wenn wir zu Fuß unterwegs sind, konzentrieren wir uns auf die kleinen Details, die Guides erklären uns viel über die unterschiedlichen Pflanzen, wir finden Spuren von diversen Antilopen, verfolgen die Tracks von 2 Leopardenschildkröten, bis wir sie dann schließlich in flagranti im Busch erwischen. Jerry, unser Tracker in Karongwe ist einfach großartig und kann uns zu jeder Spur eine spannende Geschichte erzählen.
Auch die Hinterlassenschaften der Tiere werden genauestens unter die Lupe genommen, und nach ein paar Tagen kann ich auf die Frage "Who shit that?" doch tatsächlich auch mal eine Antwort geben. Im Theorie-Unterricht wird jeden Tag eine Stunde lang ein anderes Thema behandelt: Geologie des Reserves, Vogelkunde, Navigation, Verhaltensmuster der Tiere und ihre Spuren.

Am letzten Abend geht es raus in den Busch für ein Braai: wir grillen ein paar leckere Steaks und Boerewors direkt auf dem Feuer.

Makuleke

Zwischen Luvuvhu River und dem Limpopo

Makuleke liegt ganz im Norden des Kruger Nationalparks zwischen dem Luvuvhu River und dem Limpopo, dem Grenzfluss zu Zimbabwe. Die Makuleke Konzession ist für Besucher nicht zugänglich, es gibt nur 2 private Lodges. Das heißt, wir haben den so oder so schon touristenarmen Norden des Kruger Parks praktisch ganz für uns.
Es gibt noch nicht mal Handy-Netz, Busch-Feeling pur. Unsere Guides sind Ross und Norman, letzteren kennen wir schon aus Karongwe. Unsere Zelte sind ein bisschen komfortabler als in Karongwe, wir haben sogar eine eigene Dusche plus WC im Zelt. Den ersten Sundowner genießen wir alle zusammen direkt an Crooks' Corner, dem Zusammenfluss von Limpopo und Luvuvhu, der das Dreiländereck (Südafrika-Simbabwe-Mosambik) markiert. Und am nächsten Tag geht es los mit der üblichen Routine, wir stehen nur noch eine halbe Stunde früher auf und werden anstatt des Kudu-Horns mit Trommeln geweckt.
Die Gruppen werden hier ein wenig konsequenter aufgeteilt, der Plan ist, an einem Tag morgens und abends zu laufen, und am nächsten Tag nur zu fahren, immer im Wechsel. Da aber am zweiten Tag einer der Landies den Geist aufgibt, wird mehr gelaufen als gefahren – und das bei Tagestemperaturen über 40 Grad. Wir erkunden einen wunderschönen Fevertree-Wald in der Nähe des Camps, der uns ein bisschen Schatten spendet. Die Landschaft hier ist ganz anders als in Karongwe – offener, weiter.
Der Norden des Krüger-Parks ist als Vogelparadies bekannt, und lässt das Herz eines jeden Birdwatchers höher schlagen – ich gebe zu, auch ich habe einen gewissen Ehrgeiz entwickelt, und das ein oder andere Exemplar in meinem Vogelbuch nachgeschlagen. Fortgeschrittene Birdwatcher identifizieren die einzelnen Vögel auch gerne anhand ihrer Rufe. Ich persönlich konnte mir nur den ständig präsenten Ruf der "Cape turtle Dove" oder "Ring-necked Dove" merken, er klingt wie "drink lager" – sehr symphatisch ;-)
Mein absolutes Highlight ist ein Morning Walk im Fevertree Forest mit Ross, bei der wir auf einer Lichtung eine 40-köpfige Elefantenherde beobachten können. Es ist faszinierend zu sehen, wie die Tiere sich verhalten, ihre Kleinen in die Mitte nehmen, um sie zu schützen, wie die Matriarchin die jungen Elefanten ermahnt, wenn sie sich zu weit von der Herde entfernen.

Und ich ärgere mich schwarz, dass ich ausgerechnet heute meine Kamera nicht dabei habe, aber egal, ich genieße jede Minute dieser Begegnung.

Als wir auf Elefanten treffen, verstecken wir uns im Gebüsch und versuchen kein Geräusch zu machen. Trotzdem wissen die Tiere, dass wir da sind.

Die vorletzte Nacht verbringen wir draußen im Busch. Wir brechen mit Schlafsack und Isomatte bepackt zu einer ca. zweistündigen Wanderung zu unserem Schlafplatz auf. Dort gibt es erstmal wieder ein leckeres Braai und danach werden die Nachtwachen eingeteilt. Wir müssen jeder zu zweit für eine Stunde nach potentiellen, nächtlichen Besuchern wie Hyänen Ausschau halten und dafür sorgen, dass das Feuer nicht ausgeht – das Feuer ist allerdings eher für den Kaffee gedacht als zu unserer Sicherheit.
Ich schlafe erstaunlicherweise wie ein Stein, und da meine Schicht die letzte am frühen morgen um 4 ist, beginnt es schon zu dämmern und es ist keine Gefahr in Sicht. Ich sitze am Lagerfeuer und lausche den Geräuschen des Buschs und lasse alles auf mich wirken.
Die zwei Wochen sind wie im Flug vergangen und der Tag der Abreise kommt viel zu schnell. Den letzten Abend genießen wir wie jeden Abend alle zusammen bei dem ein oder anderen Abschieds-Bier am Lagerfeuer...

Kurz bevor die Sonne hinter dem Horizont verschwindet, sind die Schatten am längsten und wir finden uns bald am Lagerfeuer ein.

Krüger National Park

Pafuri | Punda Maria | Mopani | Olifants | Skukuza
Fazit

Eine tolle Erfahrung

Ich merke relativ schnell, dass ich keine Lust habe, beruflich Touristen durch den afrikanischen Busch zu kutschieren. Meine Richtung wäre eher Ranger als Guide, eher Conservation als Entertainment. Allerdings habe ich die Zeit mitten in der Natur unglaublich genossen. Die Geräusche und Gerüche des Buschs haben sich unwiderruflich in mein Gehirn gebrannt. Und ich kann mir nicht vorstellen, jemals wieder woanders als im Zelt zu übernachten, wenn ich im Busch bin. Jede Mauer fühlt sich an wie ein Gefängnis. Das Gefühl mittendrin zu sein ist einfach unbeschreiblich.