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  • Wenn man es beherrscht, sieht es kinderleicht aus: Feuer machen!

    Bei den Damara
  • Aufgeregt bietet ein Webervogel seine Baukünste zur Inspektion an.

    Damara Mopane Lodge
  • Für Stunden fahren wir einer Gewitterfront entgegen, die nie näher zu kommen scheint.

    Auf der C28

Kilometer lang ziehen sich Namibias Staubpisten durch das karge Land. Die Landschaft um uns herum ist tatsächlich noch trockener als die Namib.

Damaraland

Auf der C14 nach Norden geht es für Stunden durch die Einsamkeit der Wüste und entlang endloser Zäune, welche die Pisten säumen.

300+ km Schotterpiste

30 Grad Aussentemperatur als städiger Begleiter

Tag 6.2

Heute fahren wir ins Damaraland, eine Etappe von über 300 km. Um 10:00 Uhr hat es bereits über 30 Grad und wir fahren über Solitaire die C14 nach Norden. Wir durchqueren den Gaub Canyon und kurz darauf die Kuiseb-Schlucht und als unsere Schotterpiste sich dann endgültig nach Westen ausrichtet, biegen wir auf die D1998 ab, die uns nach Norden bringt. Eigentlich werden die Pisten schlechter, je länger der Name wird, aber diese hier ist besser als die eigentliche Bundesstraße. Zumindest hat es nicht ganz so viele Querrillen und so läuft es wesentlich ruhiger. Über die C28 geht es dann auf die schier endlose C32 in Richtung Karibib.

Endlos zieht sich die steinerne Wüste bis zum Horizont. Wir sind völlig allein – niemand außer uns scheint hier unterwegs zu sein.

Der Pistenverlauf ist hügelig und man kann auf der Höhe der Kuppe meist die nächsten zwei oder drei Kuppen sehen. Und irgendwie hört dies Spiel überhaupt nicht mehr auf. Egal, wo man sich befindet, es bleiben immer wieder zwei bis drei Kuppen in Sicht …
Für Stunden fahren wir auf eine Gewitterfront zu, aber diese scheint überhaupt nicht näher zu kommen. Immer wieder sehen wir, wie die dunklen Wolken an verschiedenen Stellen am Horizont in Streifen abregnen. Wenn überhaupt, bekommen wir nur Tropfen ab.
Müde vom endlosen Rappeln der Schotterpiste erreichen wir unsere Station am Abend. Die Etusis Lodge von Monika und Johann liegt 16 km abseits der Hauptstrasse, direkt vor den Marmorbergen. Wie wir lernen, liegt hier allerfeinster, reiner Marmor, der von der namibischen Regierung allzu gerne an chinesische Investoren verkauft wird. Ohne Auflagen irgendeiner Art wird die Erde hier ihrer Schätze beraubt, das Land, die Natur und ihre Tierwelt zerstört. Und man sieht jetzt schon, wie das weiße Band der Brüche sich langsam ausdehnt und klaffende Wunden hinterlässt.
Am Abendessen treffen wir eine deutsch/schweizerische Reisegruppe, die mit ihren Dachzelten unterwegs sind und ab und an einen Stopp in einer Lodge einplanen. Es fühlt sich ganz ungewohnt an, mal wieder mit anderen Reisenden zu plaudern und wir freuen uns, dass wir den Abend bei solider Hausmannskost ausklingen lassen können.

Die Marmorberge liegen gefühlt schon seit Stunden vor uns. Aber immer wieder windet sich die Schotterpiste um ein paar Hügel oder durchkreuzt ein Tal.

Namibia - Damaraland

Tag 7

Ein ruhiges Frühstück am kühlen Morgen tut uns allen gut, bevor es wieder auf die Piste geht. Kurz vor Karibib ist die Straße wieder asphaltiert, wie auch die C33 nach Omaruru und auf 100 km kommen wir gut voran. Danach hat die Piste uns wieder und wir fahren nach Westen, ziemlich gerade auf den Brandberg zu, bis wir auf die C35 nach Norden stoßen, die uns nach Khorixas bringt.
Der Brandberg
Das ca. 2500 hohe Bergmassiv liegt in der Region Erongo im Westen des Landes und wird von den Khoisan (Khoekhoegowab) sprechenden Damara 'Daureb' genannt, das mit 'verbrannter Berg' übersetzt wird. Das Land ist kahl, ohne Gras und Baum – eben als ob es abgebrann ist. Die 'Bantu' sprechenden Herero gaben dem Berge einen anderen Namen: 'Omukuruwaro' – 'der Berg der Götter oder das Land der Ahnen.' Der heute genutzte Namen ist auf die glühende Farbe des Gesteins während des Sonnenuntergangs zurückzuführen.
Ab und an sehen wir grob zusammen gezimmerte Hütten an der Seite der Piste liegen, an denen die Einheimischen versuchen, ihre Ernte zu verkaufen oder selbstgebastelte Objekte anbieten, die von Körben, Schüsseln, Schnitzereien über Ketten und Armreifen gehen. Doch heute sind die Stände leer. Keine Touristen weit und breit – wir sind auch schon seit Tagen unterwegs und haben auf unserem Weg kaum Fahrzeuge gesehen.
Nachdem wir den Ugab Fluss kreuzen, springen hier und da vereinzelte Himba-Frauen auf, die in schillernden Farben und prächtig gekleidet versuchen, die Fahrzeuge anzuhalten. Hier wird schon gar nichts mehr angeboten, sondern einfach nur gebettelt. Die Verzweiflung in deren Gesichter macht uns nachdenklich, denn wir wissen nicht so richtig damit umzugehen. Wir haben ja nicht einmal einen Apfel dabei! Die Piste ist schlecht, genau wie unser Gewissen und ohne viele Worte reißen wir die letzten Kilometer herunter.
Das Land hier ist deutlich trockener als die Wüste im Süden! Die Bild-Ausbeute des Tages ist heute auch eher gering. Und so freuen wir uns, als wir unsere Etappe in der Damara Mopane Lodge bei einem kühlen Windhoek Draft beschließen können.

Der Brandberg ist Heimat von über 50.000 Felszeichnungen. Die berühmteste: Die 45 cm große 'White Lady' in der Tsisab-Schlucht

Reifenprobleme

Micha schaut beim Entladen unserer Sachen etwas skeptisch auf den linken Vorderreifen unseres Fortuners: gefühlt ist da zu wenig Luft drin – müssen wir im Auge behalten!

Die Damara Mopane Lodge

Eine kleine Auszeit

Wir trinken auf der Terrasse ein Tafel Draught zum Sundowner und um 19:00 Uhr gibt es pünktlich Abendessen: Calamari, Erbsensuppe, Kudu-Steak, Kuchen und Eis. Die Menge ist üppig, die Mahlzeiten ein Genuss und wir entdecken einen einfachen, aber sehr feinen Wein zur Begleitung: Groote Post, Cuvee von Cabernet Sauvignon, Merlot und Shiraz.
Kaum haben wir aber den Löffel vom Dessert beiseite gelegt, sehen wir die komplette Mannschaft auf einmal um uns herum wirbeln. Es wird abgetragen, gewischt und geräumt – nach fünf Minuten ist der Spuk vorbei. Dann werden die Stühle hochgeklappt und Klack, geht das Licht aus! So ist das eben, wenn nur sechs Gäste hier übernachten …

Die kreisförmige Gartenanlage
der Lodge ist nicht nur liebevoll gepflegt, sondern bietet vielen Tieren einen besonderen Lebensraum.

Auf Vogelsafari

Wir legen uns auf die Lauer

Tag 8

Wir legen einen Tag Pause ein und sind erst einmal damit beschäftigt, auf der Anlage der Lodge auf Vogeljagd zu gehen. Webervögel preisen laut schwatzend ihre Nester an und drehen fast völlig durch, wenn ein Weibchen vorbeikommt und das Werk inspiziert. Zur Zeit befinden sich die Red-billed Queleas (Blutschnabelweber) auf Durchreise und man muss aufpassen, unter welchen Bäumen man hindurchläuft. Hier verspeist ein Elsterwürger eine Heuschrecke, dort sucht ein Kaptäubchen (Namaqua Dove) nach Grassamen. Wir befinden und auf Safari …

Reifenprobleme

Der linke Vorderreifen sieht immer noch so aus, als ob er zu wenig Druck hat. Der Druckluftmesser der Lodge bestätigt den Verdacht: ½ bar zu wenig!

Da der Kompressor kaputt ist, fahren wir zur nächsten Tankstelle und überprüfen jetzt alle Reifen.
Trotz gefahrener Kilometer fehlt überall Luft. Und unser 'Problemreifen' hält die Luft einfach nicht.

Also, runter damit! Den Ersatzreifen unter dem Fahrzeug herauszubekommen, ist gar nicht so einfach, denn der Staub und Dreck der ganzen Kilometer hat die Winde und den Seilmechanismus blockiert. Doch mit der freundlichen Hilfe einer ganzen Schar an Tankstellen-Bediensteten bekommen wir den Reifen gelöst und ausgetauscht. Inzwischen hat sich auch der Chef der Tankstelle zu uns gesellt und nimmt den Reifen zum Testen mit. Stellt sich heraus, dass die Wulstsohle wohl nicht ordentlich auf der Felge saß. Zumindest kein Loch oder eine andere Beschädigung – bei den Pisten hier, weiß man ja nie!

Essentielle Fertigkeiten.

Wenn die erfahrenen Älteren der Damara Feuer machen, sieht das kinderleicht aus – eine Technik, perfektioniert über Jahre!

Die Damara

Das Living-Museum in Twyfelfontein

Tag 9.1

In Kürze befinden wir uns auf der C39 hinter Khorixas, denn heute geht es zu den Damaras, die zusammen mit den San als die ältesten Besiedler des südlichen Afrikas gelten. Eigentlich die entgegengesetzte Richtung unserer Etappe, aber das wollen wir uns anschauen. Kurzt vor Twyfelfontein, inmitten von Rundfelsen liegt das sog. Living-Museum.
Dort arbeiten und leben Schauspieler die Kultur ihrer Vorfahren in traditionellen Kleidern und zeigen Interessierten die Lebensweise vergangener Tage. Wir lernen: ayos = danke, madisa = hallo. Es gibt einen kurzen Ausflug in Heilmittelkunde mittels der lokalen Pflanzenwelt, es werden Felle gegerbt, es wird Feuer gemacht und über der heißen Glut Speere für die Jagd geschmiedet. Letzteres stellt eine Fertigkeit dar, die zu einer gewissen Wertschätzung der anderen Volksstämme führte, diese aber nicht daran hinderte, die Damaras gerne zu versklaven und ihnen die kulturelle Identität zu nehmen.
Natürlich wird auch eine Menge Schmuck hergestellt, den wir nach der Darbietung dreier Tänze im Souvenir Shop erwerben können. Wir freuen uns über schöne Motive, nehmen ein paar Armbänder und Kettchen mit und sind dann bald wieder auf dem Weg nach Outjo, bevor die Sonne auf uns herabbrennt.

Tag 9.2

Nach 85 km verlassen wir die Schotterpiste und genießen das sanfte Gleiten der Reifen über Asphalt. Wir folgen Gewitterwolken und fragen uns, ob wir überhaupt noch einen richtigen Regen erleben werden. Knapp 50 km vor dem Etosha N.P. biegen wir ab zur Vreugde Guest Farm und werden sehr herzlich von Daniel & Rachel empfangen. Wir sitzen im Gartenpavillon und als Oma Elsie sich zu uns gesellt, berichtet sie über die grandiosen Sichtungen im Park, da sie erst vor zwei Tagen hindurch gefahren ist, als sie auf der anderen Seite ihre Schwester besuchte.
Die Tiere haben alle Nachwuchs und es gäbe überall sehr viel Wasser. Daher wären die Tiere auch nicht unbedingt gezwungen an die Wasserlöcher zu kommen, was die Beobachtungen natürlich deutlich erschwert. Und die Elefanten haben sich südlich der C38, die den Park quert, in die Tiefe zurückgezogen. Also stehen die Chancen schlecht, diese Tiere überhaupt zu sehen. Wir sind gespannt, was uns erwartet.
Am Abend wird ein Festmahl aufgetischt: Rote Beete mit Nelke, Kartoffelstampf, Bohnengemüse, Gemsbock in Ei-Panade und Papaya-Chutney, griechischer Salat mit Ananas und zum Dessert ein Apple Crumble mit schwerer Custard-Sauce. Wir reiben uns die Bäuche und freuen uns an einem Glas Baronne von Nederburg, einem Cuvee von Cabernet Sauvignon und Shiraz.

Im Westen zieht mal wieder ein mächtiges Gewitter auf, aber auch dieses mal zieht der lang ersehnte Regen an der Farm vorbei.

Der Etosha National Park

5 Tage auf Safari.
Impuls

Wie viel ist genug?

Auf unserem Weg kamen wir an Farmen von 22.000 Quadratkilometern vorbei und haben uns gefragt, wie kann es passieren, dass Einzelne so viel Land besitzen können? Wie geschieht so etwas? Und wie kann es sein, dass Einheimische dann keinerlei Möglichkeiten mehr haben, Weidefächen für Ihre Tiere zu finden?