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Der Park ist bekannt für seine zahlreichen Elefantenherden, die Tag für Tag durch die staubige Ebene ziehen.

Amboseli Nationalpark

Vor der Kulisse des Kilimandscharo, des höchsten Berges auf dem afrikanischen Kontinent, wirken die Giraffen geradezu winzig.

Amboseli Nationalpark

Die Elefantenherde wirbelt auf ihrem Weg durch die Ebene viel Staub auf.

Amboseli Nationalpark

Der Nationalpark am Fuße des Kilimandscharo ist eine tolle Kulisse für Fotomotive.

Amboseli NP

Der nur 390 Quadrat­kilometer große Amboseli-Park, liegt im Süden des Landes und grenzt direkt an Tansania an. Das umliegende Land befindet sich im Besitz der Massai, die traditionell keine fremden Jäger in ihrem Territorium dulden – das Tierreservat ist deswegen weitgehend von Wilderern verschont geblieben. Mit ein Grund, dass sich hier eine große Elefanten­population hat ausbreiten können, die sehr ortstreu sind und das Amboseli-Becken nur an den Rändern verlassen. Im Osten gibt es Kontakte mit den Artgenossen aus dem Tsavo-West-Nationalpark, die Gruppen trennen sich jedoch immer wieder. Gelegentlich kommen Artgenossen von den Hängen des Kilimandscharo in den National­park.

Quelle: Wikipedia

Eine unterirdische Quelle des Kilimandscharo speist weite Flächen des Parks. Danach wird es schnell sehr trocken und staubig.

Heute steht eine lange Fahrt bevor.

Wir kämpfen uns stundenlang durch den Berufsverkehr.

Im Morgengrauen machen wir uns auf den Weg, wir wollen in den Süden des Landes, den Amboseli NP, der knapp an der Grenze Tansanias liegt. Die Entfernungen hier sind gewaltig und so stehen heute mal wieder über 300 km Wegstrecke an. Der Großteil ist zwar geteert, aber die Haupt­verkehrs­adern des Landes sind komplett mit Warenverkehr belegt, in Form einer endlosen Aneinander­reihung von Lkws. Wo es geht, können diese zwar überholt werden, jedoch sinkt die Durch­schnitts­geschwindigkeit erheblich.

Transportiert wird einfach alles. Irgendwie.

Wir quälen uns kilometer­lang durch dichten Verkehr, die Karawane von LKWs reicht gefühlt bis nach Mombasa. Jeder, der nur 2 km/h schneller fährt, möchte überholen. Und wenn die Lücke im Gegen­verkehr nicht reichen sollte, dann werden aus zwei Fahrbahnen kurzerhand eben drei. Und so werden wir einige Male Zeugen sehr wag­halsiger Fahr­manöver, bei denen wir die Luft anhalten müssen.

Das Land fällt langsam Richtung Osten ab, dem Indischen Ozean entgegen. Es wird warm, als wir mittags die A109 verlassen und der C102 nach Süden folgen – ab jetzt mit Blick auf den Kilimandscharo, dessen Gipfel jedoch in Wolken gehüllt sind. Kurze Zeit später biegen wir nach Westen ab und folgen der staubigen Piste bis zum Park­eingang. Diese ist aber in einem solch fragwürdigen Zustand, dass über weite Teile an der Seite einfach alternative Fahr­bahnen eingerichtet wurden.

Übrigens:

Fliegende Händler: Auf den viel befahrenen Strecken sehen wir immer wieder, meist in der Nähe von Bushalte­stellen oder Marktplätzen, viele Straßen­verkäufer in der Mitte der Fahrbahn, die von Fahrzeug zu Fahrzeug ziehen und Beutel mit Obst, Trinkwasser in PET Flaschen oder gegrillte Maiskolben anbieten. Alle Händler tragen Warnwesten, bei diesem Verkehr scheint das überlebens­wichtig zu sein.

In Nairobi hält unser Fahrer plötzlich auch an und verhandelt mit einem Verkäufer, um eine Tasche zu erwerben. Bargeld wird dabei nicht aus­getauscht, das geht hier ganz schnell per Handy und Telefon­nummer des Empfängers, Betrag eintippen – zack ist das Geld in Echtzeit überwiesen. Der Empfänger dankt, und wir fahren weiter.

Zwischen all den Fahrzeugen hat es immer noch Platz für Menschen.

Staub überall!

Wir merken schnell, wie der Park zu seinem Namen kam.

Wir kommen an einer kleinen Ansammlung an Gebäuden vorbei und Rashid muss das Fahrzeug anhalten, denn wir stehen plötzlich in einer Herde von Rindern. Da wir die Fenster zur Kühlung und Sauerstoff­versorgung offen haben, holt uns nun die komplette Staubwolke ein, die wir hinter uns herziehen. Alles, aber wirklich auch alles inner­halb des Wagens ist jetzt unter einer Staub­schicht begraben! Was für eine Sauerei – natürlich ist auch das Foto­equipment betroffen, denn die Kameras liegen ja allzeit bereit.

Am Iremito Gate werden wir mal wieder von Vertretern des afrikanischen Kunst­gewerbes belagert – eine Gruppe Masai­frauen preisen ihren Schmuck an. Anny wird beinahe schwach, denn die Ware sieht in der Tat besser aus, als alles, was wir bislang gesehen haben, und schon nach ein paar Minuten sind die Preise inflationär günstig. Als Rashid zum Wagen zurückkommt, ist er sichtlich verärgert über die Nutzung des Gefährts als Verkaufs­plattform und wird ungewohnt ruppig.

Das Thermometer hat nun weit die 30 Grad überschritten, aber es weht ein Lüftchen und macht die ganze Sache erträglich.

Es ist ganz schön hell hier: das trockene Gras leuchtet in der Mittags­sonne und der harte, salzige Boden reflektiert viel Licht. Überall um uns herum sehen wir kleine Wind­hosen über die Weite tanzen. Dust Devils, oder salziger Wind wie die Masai den Amboseli Park nenn. Ah ja, hätten wir uns ja denken können, ist eine trockene Angelegen­heit hier. Und der Staub ist wirklich überall.

Viel Verkehr

Es ist unglaublich, wie viele Elefanten­herden durch den relativ kleinen Park streifen. Und natürlich werden sie auch immer verfolgt von einigen Safari-Jeeps, die versuchen, die Herden im besten Winkel zu erwischen.

Nicht weit von der Lodge beginnen aber die Sümpfe, die von einer unter­irdischen Quelle des Kilimandscharo gespeist werden. Das ist auch die zentrale Lebensader des Parks, und somit haben wir ein hohes Verkehrs­aufkommen von Tieren. Und die bewegen sich hier sowieso recht viel und es ähnelt dem Konzept einer Rush Hour: morgens rein in den Park und abends wieder raus. So sind zahlreiche Herden ständig in Bewegung.

Wir schauen ein paar Elefanten und Nilpferden beim Planschen zu, bevor wir auf die große Ebene zwischen unserer Lodge und dem Berg­massiv fahren, um dort mehrere große Elefanten­herden zu beobachten. Das Seitenlicht beleuchtet die Tiere jetzt wunderschön, und auch der ganze Staub, der die Tiere umgibt, verleiht dem Anblick etwas Einmaliges. Haben tagsüber Wolken die Gipfel des Kilimandscharo verdeckt, zeigt sich der Berg am Abend fast wolken­frei. Was für ein Anblick!

Halbe Elefanten überall ... Gut zu erkennen ist die Tiefe des Sumpfes, der tagsüber eigentlich immer eine Sichtung garantiert.

Übrigens

Ruth, eine der Mit­arbeiterin der Lodge, ist in Plauder­laune und begleitet uns am Nachmittag zum Auto, bis Rashid uns auf den Game Drive am Abend mitnimmt.

Sie fragt uns, in welchen Ländern wir schon waren und ist neugierig, wie es in Deutschland aussieht. Die meisten Kenianer haben noch nicht mal einen Ausweis und können somit auch das Land nicht verlassen, falls überhaupt das Geld dazu da wäre. Die meisten Mitarbeiter der Lodge waren mit Sicher­heit noch nie auf einem Game Drive, sie kennen den Park nur von dem Weg aus der Stadt in die Lodge. Verrückte Welt, die Touristen kommen von überall her, um die Schön­heit von Kenias National­parks zu bewundern, die die meisten Ein­heimischen noch nie gesehen haben.

Die Gepardenmutter ist im hohen Gras kaum auszumachen und wie so oft für die Kameras unerreichbar.
Bis auf den einen Moment!

Rashid dreht das Fahrzeug plötzlich nach Osten, und wir rumpeln mit einer Handvoll weiteren Fahr­zeugen eine furchtbar schlechte und sehr staubige Piste einer Sichtung entgegen: eine Geparden­mutter mit zwei Jungen!

Wir entdecken die Tiere, die mal wieder viel zu weit weg sind. Aber wir warten geduldig und beobachten, in welche Richtung sich die kleine Gruppe macht.

Und tatsächlich laufen Sie in einem flachen Winkel zu unserer Piste, so dass wir sie vielleicht sogar abfangen könnten. Aber das denken sich leider auch die ganzen anderen Safari-Unternehmen hier, und so muss sich Rashid einen Platz erkämpfen, von dem er meint, dass die Sicht hier gut sein könnte.

Geduldig warten wir auf unserer Position. Selbst wenn wir wollen, können wir nicht weiter, denn wir sind eingeparkt und zugestellt. Wir können unser Glück nicht fassen: die Tiere streifen neben uns durchs hohe Gras und nehmen dann direkt vor uns auf einem toten Baum Platz. Jackpot!

Beim Versuch, der Meute zu entkommen, wird allerdings Rashids Land Cruiser von einem unaufmerksamen Fahrer am Heck gerammt, eine Situation, die unseren Fahrer hier zum Ausrasten bringt. Wir hatten das Gefühl, dass der andere Fahrer womöglich eine blutige Nase bekommen hätte, wenn nicht so viele Leute da gewesen wären. Der Fall ist eigentlich eindeutig, Zeugen haben ebenfalls gesehen, dass der Fahrer nicht aufgepasst hat, weil er nur Augen für die Geparden hatte und nicht für den Verkehr, was allerdings niemandem wirklich etwas hilft. Denn da es keine Versicherungen gibt, bleibt Rashid nun auf dem Schaden sitzen.

Die Landschaft dieses National­parks ist geprägt von soda­haltigem, grauen Staub, der ständig in der Luft hängt. Wir haben zwar inzwischen die Fenster hoch gekurbelt – alles jedoch nur ein vergeblicher Versuch, den Dreck aus dem Fahr­zeug zu halten, wenn das Dach komplett offen ist! Und so ist dann nach kurzer Zeit mal wieder alles mit einer dünnen Staub­schicht bedeckt …

Wir rumpeln zurück in Richtung Lodge und die Stimmung ist derart auf dem Tiefpunkt, dass wir uns nicht einmal mehr trauen, Rashid zu bitten, kurz anzuhalten, um ein paar Elefanten zur blauen Stunde in den Sümpfen zu fotografieren. Wort­karg trennen wir uns an diesem Abend und machen uns gleich daran, unser Equipment ein weiteres Mal vom Staub zu befreien.

Die Sonne steht tief und der sodahaltige, graue Staub der Piste färbt den Himmel blutrot.

Früher Morgen.

Es ist unglaublich hell – das Sonnenlicht wird komplett von der salzigen Tonerde reflektiert. Obwohl es erst neun Uhr ist, fühlt es sich schon nach Mittag an.

Übrigens:

Die meisten Übernachtungs­möglich­keiten liegen ausserhalb des des Parks. Und so ist es dann auch nicht weiter verwunderlich, dass man zwei mal täglich ein extrem hohes Verkehrs­aufkommen auf den Haupt­straßen des Parks beobachten kann.

"Game Drive Rush Hour" – die Meute fällt ein.

Am nächsten Morgen bleiben wir schon kurz nach den Toren der Lodge an zwei Gnus hängen, die sich mit ihren Hörnern hin und her schieben. Der Kilimandscharo ist von Wolken verhangen, und Rashid meint nur trocken: the mountain is sleeping. Wir fahren an den westlichen Teil des Sumpfs und immer wieder blicken wir zurück, was das Wetter am Berg macht. Und siehe da, die Wolken verschwinden allmählich. Und als wir uns durch das Labyrinth an Wegen durch den Park machen, können wir doch tatsächlich verschiedene Motive vor dem Berg platzieren. Giraffe vorm Berg, Vogelstrauß vorm Berg – fehlt jetzt nur noch ein Elefant, oder mehrere …

Als wir eine kleine Gruppe Flusspferde beobachten, sehen wir, wie ein alter Elefant über die Ebene streift. Rashid parkt geschickt um, so kann Anny das Tier vor dem Kilimandscharo mit der Kamera einfangen. Allerdings stehen wir jetzt so im Wind des Elefanten, dass wir den beißenden Geruch seines Urins riechen können: der alte Mann hat anscheinend Probleme mit seiner Prostata…

Ein paar Meter weiter entdeckt Rashid am Seeufer eine grüne Busch­natter im Gebüsch. Und da wir schon mal angehalten haben, schauen wir auf der anderen Seite des Wagens dem hektischen Treiben einiger Wasservögel zu. Auf einer nahe­gelegenen Brücke haben sich drei gescheckte Eisvögel niedergelassen, die nach­einander kleine Fische und Libellen­larven am Stück in sich hinein­schlingen.

Zum Abschluss sehen wir noch eine Gruppe Flamingos, die sich schön im Wasser des Sees spiegeln. Das Licht wird jetzt hart und wir beschließen, etwas früher zurück zur Lodge zu fahren.

Die Herden des Amboseli befinden sich ständig in Bewegung – von den äußeren Rändern zu den Sümpfen in der Mitte des Parks – und zurück.

Wir treffen uns zum High Tea, bevor es wieder raus in den Park geht. Für den restlichen Tag gibt es Elefanten in jeder erdenklichen Form. Wir entdecken eine junge Elefanten­kuh mit ihrem Nachwuchs, das erst ein paar Wochen alt sein kann, denn es kann noch unter seiner Mutter hindurch laufen. Wir folgen der Gruppe, und weitere Safari-Jeeps gesellen sich zu uns, und wir können beobachten, wie der Nachwuchs sich immer wieder schüchtern am Schwanz der Mutter festhält.

Die Gruppe aus Beobachtern und diejenigen, die beobachtet werden, nimmt jetzt eine eigene Dynamik an: die kleine Gruppe Elefanten würde gerne die Piste überqueren, aber die Touristen möchten auch gerne das Elefanten­baby sehen. So bewegen sich beide Herden neben­einander her, bis die Leitkuh eine Lücke nutzt, die sich zwischen den Fahr­zeugen gebildet hat.

Über Nacht scheint der Staub genug Zeit zu haben, sich wieder mit dem Untergrund zu verbinden. Denn morgens ist die Luft klar und rein. Erst mit der Hitze der Sonne nimmt auch der Wind zu und ab Mittag kann man überall im Park kleine Wind­hosen beobachten. Die andere Art von Staub­wolken, die man hier beobachten kann, wird von den ganzen Safari-Fahrzeugen aufgewirbelt, die hier unermüdlich den Park nach Sichtungen durchkämmen.

Alles, was sich durch die trockene Landschaft bewegt, wirft Staub auf, der mit dem Wind weit verteilt wird und sich lange in der Luft hält.

Die Sonnenscheibe fällt hier in der Dämmerung nahezu vom Himmel herab – innerhalb von Minuten wird es Nacht.

Die Landschaft färbt sich rot.

Tsavo N.P.

Ein paar Gedanken

Die Safari-Industrie

Jeder gut ausgebildete Safari-Guide bewältigt den Spagat zwischen Touristenwünschen und Tierwohl. Er achtet darauf, dass der Jeep im richtigen Winkel für die beste Sicht steht, aber auch dass die Tiere so wenig wie möglich von den Touristen gestört werden. Nicht zu lange bei den Tieren verweilen, die Signale der Tiere respektieren, wenn sie genug von der Aufmerksamkeit haben, und ihnen immer einen Fluchtweg offen halten – egal, ob die Touristen gerne noch ein Foto schießen wollen.

Es gibt allerdings immer mehr unausgebildete Guides – und leider auch unersättliche Touristen, die die Regeln des Safari-Tourismus nicht befolgen, was manchmal zu regelrechten Hetzjagden führt. Es gibt zwar Park-Ranger, die versuchen, diesem Trend Einhalt zu gebieten, aber ehrlich gesagt geht es den Rangern hier mehr darum, den eigenen Geldbeutel durch die verhängten Strafen zu befüllen. Deshalb – immer auf gut ausgebildete Guides zurückgreifen und ein wenig Vernunft walten lassen, auch wenn es schwer fällt.