Wai’Ale’Ale
Wenn die Sonne da ist, wird es auch gleich richtig warm. Die Regenwälder dampfen und überall steigen die Wolken auf. Ein grandioser Anblick, bei dem wir beschließen, die Gunst der Stunde zu nutzen und mit dem „kleinen Marschgepäck“ loszuziehen.
Der Boden ist zwar angetrocknet aber immer noch nass und gefährlich rutschig. Also passen wir genau auf, wo wir hintreten. Wir vermeiden mit akribischer Sorgfalt jegliche Wasser- oder Matschpfütze, denn wir wollen ja nicht wie die letzen Ferkel zum Auto zurückkommen.
Der Pfad schlängelt sich einen Bergkamm entlang, es geht hoch und runter, durch den Regenwald, über Wurzeln, Felsen, Gestrüpp und lockeren Lehm. Auf der einen Seite das riesige Kalalau Tal zum Meer hin, auf der anderen Seite die Hochebene des Nā Pali-Kona Forest Reserve. Nach ca. 2 km haben wir die andere Seite des Grades erreicht und sehen mit Sorge, wie der Himmel zunehmend dunkler wird.
Nach einer kurzen Pause machen wir uns auf den Rückweg. Es fängt schon leicht zu tröpfeln an, vorsorglich verpacken wir unseren Fotorucksack mit einem Regenschutz. Kaum ist der drauf, öffnen sich die Schleusen des Himmels. Wir haben schon viele Regenschauer erlebt, aber was hier geradeabgeht, ist beispiellos.
Binnen Sekunden sind wir klatschnass bis auf die Unterhose, das Wasser läuft den Rücken hinunter und zum Hosenbein wieder raus.
Fassungslos und ohne Worte laufen wir los. Eigentlich laufen wir nun wesentlich entspannter, weil wir nicht mehr so genau darauf achten, wohin wir treten. Haben wir uns auf dem Hinweg noch verkünstelt, um ja nicht in eine Pfütze oder Matsch zu treten, patschen wir jetzt mit sichtlichem Vergnügen durch ein einziges Bachbett. Wind kommt auf, das Wasser wechselt ab und an von der Vertikalen in die Horizontale. Ändern tut das aber nichts. Hätten wir eigentlich wissen müssen, wenn man am regenreichsten Ort der Welt spazieren geht. (Jahresniederschlagsmenge von etwa 12.000 mm)
Wir erreichen endlich das Auto, das Wasser steht zentimeterhoch auf dem Parkplatz. Zum Glück haben wir noch unsere Schnorchelsachen im Kofferraum. Nur keine Ersatzklamotten – aber ein Handtuch. So fahren wir dann auch heim: nur eingewickelt in ein viel zu kleines Badetuch mit der Heizung auf Vollgas.