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  • Am Abend kämpft sich die Sonne nochmal durch die bizarren Wolkenformationen.

    Shira Cave Camp
  • Kleine bunte Punkte bewegen sich durch die karge Landschaft. Das Wetter zieht zu und wir kämpfen mit Schneeregen.

    Baranco Camp
  • Die Wolken ziehen langsam Richtung Gipfel und das Licht, das auf die Gletscher fällt, ändert sich ständig.

    Zwischen Stella Point & Uhuru Peak

Eine spontane Idee zwischen Freunden wird Realität! Monate später stehen wir auf dem Dach Afrikas

Kilimanjaro

Der Kilimanjaro ist ein Bergmassiv im Nordosten Tansanias. Mit 5895 m ist der Kibo der höchste Berg des Massivs und gehört damit zu den Seven Summits, den jeweils höchsten Berg der sieben Kontinente. Der ehemalige Vulkan befindet sich auf dem östlichen Teil des Ostafrikanischen Grabenbruchsystems, der sich über rund 6000 km Länge erstreckt. Es wird angenommen, in den nächsten zehn Millionen Jahren der Ozean in das Grabensystem eindringen könnte und den Kontinent entlang des Rift Valleys teilt.

Das Kilimandscharo-Massiv besteht im Wesentlichen aus drei erloschenen Vulkanen: Der auf 5895 m liegende Gipfel des Kibo („der Helle“) wird Uhuru Peak genannt. Das Gipfelplateau beinhaltet den 1,9 Kilometer mal 2,4 Kilometer großen Kibo-Krater. In diesem liegt der Reusch-Krater (etwa 800 Meter Durchmesser; bis 200 Meter tief), an dessen Kraterrand wiederum liegt ein kleiner Krater, der Inner Cone (5835 m).

Etwa zehn Kilometer östlich des Kibo und durch einen weiten, durchschnittlich etwa 4300 m hohen Sattel mit ihm verbunden, ragt der felsige, 5148 m hohe Mawenzi („der Dunkle“) auf, der keinen Gletscher hat. Über einen 3700 m hohen Sattel ist circa 15 Kilometer westlich des Kibo der Shira (3962 m) erreichbar. Der Shira ist ein flacher Gipfel und ebenfalls ohne Gletscher.

Quelle: Wikipedia

zum Klima

Das typische Klima in der Region folgt einem ausgeprägten Muster mit zwei Regenzeiten von März bis Mai und Oktober bis Dezember, gefolgt von jeweils zwei Trockenzeiten, wobei die kleine Trockenzeit (Januar und Februar) in einzelnen Jahren ebenfalls niederschlagsreich sein kann. An der Basis des Berges erreicht die mittlere Monatstemperatur ganzjährig mehr als 20 °C. Am Massiv selber ändert sich das Klima vor allem in vertikaler Richtung stark, je nach Vegetationszone.

Der Regenwald, bis ca. 3000 m, ist oft in Wolken gehüllt und feucht. Mit zunehmender Höhe wird der Bewuchs immer karger, Temperatur und Niederschlag nehmen über 90% ab, die Vegetation weicht dem Strauchland, niederem Buschwerk, Dornen-Sträuchern und geht in eine karge Steinwüste über. Die Temperatur steigt selbst in den Nachmittagsstunden nur selten über den Gefrierpunkt. Dies gestaltet den Gipfelbereich zu einer trockenen, eisigen Umgebung.

Die verbliebenen 150 Höhenmeter sind eigentlich nicht mehr so steil, ziehen sich aber dennoch quälend in die Länge.

Welche Route darf’s denn sein?

Es führen viele Wege auf den Kibo

Pole-pole

Pole-pole. Diesen Satz hört man von den Guides und Trägern während der Besteigung des Kilimandscharos häufig. Das ist zwar Swahili und bedeutet „Immer mit der Ruhe“. Während der Besteigung ist es wichtig, ruhig und langsam zu gehen, um Kräfte zu sparen und die Atmung zu kontrollieren.

Es heißt „jeder, der über eine gute Gesundheit verfügt und etwas Kondition, kann es schaffen.“ Das klingt ganz motivierend, aber es sollte damit auch klar sein, dass man an den steilen Hängen nicht alleine unterwegs ist. Schließlich wird hier ein ganzer Industriezweig an einheimischen Guides und Trägern über die fünf bis zehn Tage dauernden Touren unterstützt.

Und welche ist die richtige, die reizvollste oder sogar anspruchsvollste Route? Während die fünf Routen Mweka, Umbwe, Lemosho, Shira und Rongai selten begangen werden, sind die Marangu- sowie Machame-Route wesentlich populärer und werden als meist begangene Routen von der Parkverwaltung daher liebevoll auch „Coca-Cola-Route“ und "Whisky-Route" genannt.

Marangu-Route

Coca-Cola-Route

Wenn vor allem der Gipfel das Ziel ist, wird traditionell diese Tour über den Südwesten des Berges gewählt, quasi als flachen Normalweg. Gilt als Touristenautobahn, auch in den Camps können ohne Probleme mal eben 90 Menschen Platz finden – für reichlich Gesellschaft unterwegs ist also gesorgt. Besonders an dieser Route sind auch die Übernachtungsmöglichkeiten. Hier schläft man nämlich nicht in Zeltlagern, sondern in kleinen und komfortableren Hütten. Inzwischen auch mit W-Lan bis auf 4000 m ausgestattet.

Machame-Route

Whisky-Route

Es wird gesagt, die Machame Route ist die schönste der fünf populärsten Touren. Jeden Tag durchwandert man unterschiedliche Vegetationszonen – durchquert Regenwald, läuft über Bergrücken und durch Täler und befindet sich am Ende inmitten der trockenen Steinwüste. Die Besteigung von Westen, später entlang des South Circuit, garantiert eine atemberaubende 180°-Szenerie und hervorragende Blicke zum Kibo. Absolutes Highlight ist die Kletterpassage an der Barranco Wall. Diese Route eignet sich ebenfalls für eine bessere Akklimatisation an die Höhe. Der Abstieg erfolgt über die Mweka-Route.

Mweka-Route

Exit-Route

Diese Route wird eigentlich nur zum Verlassen des Kilimanjaro Massivs verwendet. Machame-, Lemosho-, Rongai- und Umbwe-Route sind hier zusammengeführt.

Umbwe-Route

Kurz & Steil

Ein direkter, einsamer und spektakulärer Weg auf den Kibo über den Western-Breach. Steil und sehr anstrengend. Vor allem die ersten Tage, die von Süden durch das Blütenmeer eines tropischen Berg-Regenwalds führen, scheinen es in Sachen Steilheit in sich zu haben. Dafür gibt es Riesensenezien oberhalb der Baumgrenze, Trinkwasser-Reservoirs am Weg und eine Moorlandschaft. Eine Felsnadel aus Lava-Gestein am Wegesrand lässt sich sogar besteigen.

Lemosho-Route

Längste Route

Diese Route ist eine der längsten Wege auf den Berg, zeichnet sich aber mit der höchsten Erfolgsrate aus. Dies ist auf die guten Akklimatisierungsmöglichkeiten auf dieser Route zurückzuführen. Es wird gesagt, dass die Lemosho-Route außerdem die schönste ist, da man verhältnismäßig unberührte Natur und eine einzigartige Aussicht auf die dramatischen Schluchten an der Westseite des Kilimandscharos erleben kann. In den ersten paar Tagen können Wanderer auf größere Tiere wie Antilopen, Büffel und manchmal sogar auf Elefanten treffen. Die Wanderung verläuft über das Shira-Plateau, dem größten Hochlandplateau der Welt. Der Abstieg erfolgt über die Mweka-Route.

Shira-Route

Höchster Starterpunkt

Die Shira-Route ist mit der Lemosho-Route beinahe identisch, von einem Punkt abgesehen: Der Ausgangspunkt liegt wesentlich höher, Tiersichtungen sind hier gering. Aufgrund des härteren und anstrengenderen Starts ist die Route per se anstrengender. Die Landschaft mit Regenwald, Heide und Alpinwüste ist hier sehr abwechslungsreich. Der Abstieg erfolgt über die Mweka-Route.

Rongai-Route

Einfachste Route

Diese Route beginnt im Nordosten, nahe der Grenze zu Kenia am Nalemoru Gate. Diese Route ist spektakulärer als die Marangu-Route und einfacher als die Machame-Route. In den ersten 4 Tagen auf dieser Route geht es durch wunderschöne unberührte Natur und die Chancen auf Tiersichtungen stehen gut. Die Rongai-Route ist auch weniger besucht als die anderen Routen und ist über einen längeren Zeitraum hinweg flacher. Die Nordseite des Kilimandscharos ist generell trockener als die Südseite, was die Rongai-Route zur bevorzugten Route in der Regenzeit macht. Die Rongai-Route bietet fantastische Ausblicke auf den Gipfel des Kilimandscharos, was auf der Südseite nicht zu oft möglich ist. Der Abstieg erfolgt über die Marangu-Route.

Machame Camp 3.010 m

Das Machame Camp liegt an der Südwestseite des Kilimanjaro an den Ausläufern des Moorlands mit dem charakteristischen niedrigem Baumwuchs und einer Fülle an Farnen und Moosen.

Shira Camp 3.845 m

Das Shira Cave Camp liegt auf dem Shira Plateau an der Westseite des Berges. Der Shira ist einer der 3 Gipfel des Kilimandjaro.

Baranco Camp 3.960 m

Am Baranco Camp treffen gleich 4 Routen zusammen, es liegt direkt an der Baranco Wand an der Südseite des Kilis. Wir befinden uns an der Grenze vom Moorland zur Alpinen Wüste.

Barafu Camp 4.640 m

Das Barafu Camp liegt auf 4.600m und ist das höchste Camp der Machame- und Lemosho-Route. Von hier brechen nahezu alle Gruppen zur Gipfeletappe in der Nacht auf.

High Camp 3.950 m

Das High Camp ist eines der Camps auf der Absteigsroute des Kili Richtung Mweka Gate.
© Flying Cow

Das Tagebuch

1. Machame Gate 1.840 m – Machame Camp 2.980 m ( 1.110 Hm, 9 km, 6-7 h )

Treffpunkt: 8 Uhr. Nach einem ausgiebigen Frühstück sammeln wir erst einmal unseren Koch auf der Fahrt zum Gate ein und wir erhaschen auf dem Weg die ersten Eindrücke unseres Zielberges in wolkenfreiem Zustand. Am Wegesrand sehen wir dutzende Frauen in bunten Kleidern, die aus der Kirche kommen. Etwas irritiert blicken wir aber auf halbe Kühe, die vor den hiesigen Metzgereien im Wind baumeln.

Am Gate angekommen, reihen wir uns unter das knappe Dutzend von Kleinbussen ein, die ebenfalls eine Menge an Touristen entleeren. Wir begrüßen unsere Porter, die eine langwierige Prozedur des Wiegens, Packens und Diskutierens durchlaufen. Jedes Gramm zählt und da es ein striktes Gewichtslimit von 20 kg pro Person gibt, wird ausgiebig hin und her getauscht und verhandelt.

Unsere Gruppe besteht aus 5 Personen und wir werden ab jetzt von 22 Einheimischen auf unserer Unternehmung unterstützt. 4 Guides, 18 Porter – inklusive Koch, Beikoch und Kellner. Und da es wirklich nicht empfehlenswert ist, die lokalen Örtlichkeiten in den jeweiligen Camps zu besuchen, wird uns zu den Zelten, Campingtischen und -stühlen, dem ganzen Essen und Küchenequipment zusätzlich noch eine mobile Campingtoilette samt Zelt den Berg hinauf getragen. Eine der besten Entscheidungen, wie sich herausstellen sollte.

Im Prinzip haben wir die komplette Nachbarschaft der Guides in Lohn und Arbeit gestellt. Hier kennt man sich untereinander, ist perfekt organisiert und aufeinander abgestimmt. Tage später erfahren wir von einer anderen Gruppe, die freie, fremde Porter gebucht hatten, dass sich gleich am ersten Tag Teile der Ausrüstung verselbständigt haben.

Wir fügen uns geduldig dem straff organisierten Ablauf einer umfangreichen Anmeldeprozedur und nachdem alle unsere Daten erfasst sind, erwartet uns noch ein üppiges Lunch bevor es losgeht. Toilettengang, Gruppenfoto, Security Check – hier werden doch tatsächlich alle soeben mühevoll gepackten Taschen inspiziert: alles raus und nach dem OK der Sicherheitsbeamtin alles wieder rein. Kurz vor Mittag geht es dann endlich los.

Unmittelbar nach dem Gate führt der Weg schon relativ steil durch die dichte, bewaldete Vegetationszone am Fusse des Berges. Wir sind froh, dass wir im Schatten des Regenwalds laufen können, denn das Thermometer zeigt 30 Grad. Mit jedem Höhenmeter wird es angenehmer, die Luftfeuchtigkeit ist zum Glück nicht so hoch ist wie im Dschungel. Die Wege sind aber trocken und erinnern an breite, bequeme Waldwege, die ab und an von natürlichen Stufen aus Wurzeln oder Steinen unterbrochen. Das satte Grün der Farne wechselt später mit moosbewachsenen Bäumen und Heidekrautgewächsen.

Wir halten Ausschau nach Blue Velvet Monkeys und Colobus-Affen, man kann sie leider nur hören, aber nicht sehen. Wir überholen Porter, Porter überholen uns – noch ist alles entspannt und es liegt ein eindeutig süßlicher Duft auf der gesamten Länge des Trails. Um 16:15 Uhr erreichen wir nach viereinhalb Stunden und 1.000 Höhenmetern das Machame Camp auf 2.850 Metern.

Die Zelte sind bereits aufgebaut, zur Tea Time gibt es Popcorn. Anika weiht als erste die mobile Toilette ein und Anny erklärt Zeltmann George, wie man die Luftsäcke zum Aufpumpen der luftgefüllten Isomatten verwendet.

Zum Dinner gibt es Spaghetti mit Gemüse, trockenen Fisch, Salat plus eine Lauch-Kartoffel-Suppe als Entrée. Alles super, nur eine Milka-Schokolade wäre jetzt schön. Dr. Ray macht einen Gesundheitscheck, die Sauerstoffsättigung ist bei allen zufriedenstellend. Nach dem Briefing für den nächsten Tag werden die Karten herausgeholt, wir spielen Elfer Raus und trinken eine heiße Schokolade. 

Es hat inzwischen auf 7°C abgekühlt und wir ziehen uns um 22:00 Uhr ein wenig fröstelnd in die Schlafsäcke zurück. Lala Salama!

An den steilen Berghängen ist seit den ersten beiden Stunden viel Verkehr um uns herum – wir werden ständig von Portern überholt.

2. Machame Camp 2.980 m – Shira Camp 3.830 m (890 Hm, 7 km, 5-6 h)

Wir werden um 6 Uhr von Joseph mit Kaffee/Tee geweckt. Nach ausgiebigem Frühstück und dem Abbau der Zelte starten wir um 8 Uhr Richtung Shira Cave Camp. Heute geht’s von Anfang an steil bergauf, mit grandiosen Blicken auf den Kili und den Mount Meru. Auch die Landschaft hat sich komplett geändert. Wir haben den Regenwald verlassen und ziehen an niedrigen Bäumen vorbei, die dick mit Flechten eingehüllt sind und sich mit den Giant Lobelia (Kakteen) abwechseln.

Am ersten Grat gibt es Energie-Riegel für alle – nur für Choda nicht, denn Anny lässt diesen unbewacht auf dem Felsen liegen uns so freut sich ein White Neck Raven (Geierrabe) darüber.

Nebel zieht auf und hüllt uns komplett ein, die Landschaft wirkt jetzt umso mystischer. Nach ca. 5 h erreichen wir das Camp und werden mit Lunch empfangen. Es gibt Zucchini-Suppe und Sweet Corn Puffer. Danach Nudelsalat mit Nüssen und Hähnchen. Im Anschluss machen wir zwei Stunden Pause.

Heute stellt sich das ganze Team vor, inklusive einer Tanzeinlage (Hakuna Matata, Kilimanjaro). Wir überreichen unsere Geschenke – T-Shirts, die wir mit unserem Logo haben bedrucken lassen. Inzwischen hat es angefangen zu regnen, was uns nicht davon abhält, einen kleinen Spaziergang zu den Shira Caves zu unternehmen.

Der High Tea mit einer Runde Kniffel nach der Rückkehr tut bei diesem Wetter ganz gut. Eine Stunde später gibt es Abendessen: Rindergeschnetzeltes mit Reis, davor Kürbissuppe. Zum Nachtisch frittierte Bananen mit Honig. Am Abend bricht die Wolkendecke auf und die Sonne zeigt sich heute doch noch einmal. Beim Briefing der morgigen Etappe meint Raymond nur trocken: 'Don’t panic' – wobei wir uns fragen, wie viel wohl ein Helikopter hier kosten würde?

Rush Hour am Berg!

Sobald wir uns auf den Weg gemacht haben, werden wir kurze Zeit später von Scharen an Portern überholt, die das ganze Equipment nicht nur an uns vorbeitragen, sondern mit gehörigem Zeitvorsprung wieder für uns aufbauen.

3. Shira Camp 3.840 m – Barranco Camp 3.950 m (700 Hm, 600 m Abstieg, 10 km, 6-7 h)

Im Damen-Zelt gibt es morgens schon eine Panikattacke, die das Fieberthermometer mit einschließt. Falscher Alarm. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit dickflüssigem Porridge geht es heute schon früh los.

Nach nur einem Kilometer hat Anny einen Meltdown. Kann und will nicht mehr weiter. Wegen der Höhe in der Nacht so gut wie kein Auge zu gemacht, wird nun Sinn und Zweck der Unternehmung in Frage gestellt. Raymond trägt Annys Rucksack, Choda nimmt die Kamera und Inga spendiert einen Energie-Riegel – und weiter geht’s.

Der Weg verläuft durch die Klimazone Alpine Desert, das Wetter macht zu, Wolken hängen tief und es fängt an zu regnen. Die Ponchos leisten ganze Arbeit, aber dennoch zieht die Feuchtigkeit und damit die Kälte langsam in die Klamotten. Nur netzähnliche Moose hängen von den Felsen, die unseren Weg durch die karge Landschaft säumen. Der Weg ist allerdings nicht allzu steil, es geht einfach immer stetig bergauf. Unterwegs treffen wir verwegene Kalifornier aus Orange County, die wir ab jetzt immer wieder mal sehen. Internationales Publikum, wohin das Auge reicht und so begrüßt man sich abwechselnd in allen Sprachen.

Kurz vor dem Erreichen des Lava Tower markiert in der Ferne ein blaues Zelt das Ziel der Etappe. Auf kleinstem Raum tummeln sich zahlreiche Lunch- und Toilettenzelte, wir sitzen aber komplett in den Wolken. Kräfte und Motivation kehren zurück, aber obwohl es fantastische Chicken Wings gibt, kriegt kaum einer einen Bissen runter – der Akklimatisierung-Prozess auf 4.600 m scheint zu laufen. Anny geht es wieder besser und sie kann die 45 Minuten Abstieg in Richtung Baranco Camp wieder ohne Probleme angehen.

Die Ponchos leisten ganze Arbeit, aber dennoch zieht die Feuchtigkeit und damit die Kälte langsam in die Klamotten.

Es regnet inzwischen ziemlich stark und die Sicht ist gleich Null. Der Weg verwandelt sich in einen Bach, das Wasser schießt den Hang hinab und wir sind froh um unsere soliden Wanderschuhe, die unsere Füße trocken und warm halten. Kurz vor dem Ziel schälen sich Giant Senecio Trees aus dem Nebel.

Im Camp hat unsere Crew mal wieder einen exklusiven Platz für uns ausgesucht – mit Blick auf die Baranco Wall, die man heute Abend nur leider nicht sieht. Außer ein paar Mäusen keine wilden Tiere. Wir gehen früh ins klamme Zelt.

Die Baranco Wall.

Die Baranco Wall ist eines der Highlights der Tour.
Wir starten früh und erklimmen in Begleitung mit
vielen anderen Gipfelstürmern die steile Felswand.

4. Baranco Camp 3.950 m – Barafu Camp 4.600 m (650 Hm, 8 km, 7-8 h)

Nach dem üblichen Frühstück brechen wir früh auf, um dem Stau von Bergsteigern an der Baranco Wall zu entgehen. Nach bereits 500 m müssen wir auf unsere Wanderstöcke verzichten und klettern mit Hilfe unserer Hände die steile Wand hinauf. Das Klettern macht richtig Spaß und ist nicht annähernd so schwierig und gefährlich wie befürchtet.

Die bekannteste Stelle, den Kissing Rock, an dem man sich mit Gesicht zur Wand vorbeiquetschen muss, meistern wir auch ohne Probleme. Wir erreichen 4.200 Höhenmeter und machen Freudensprünge, die natürlich digital dokumentiert werden.

Nachdem wir das Plateau auf der Baranco Wall erreicht haben, geht es erstmal weniger steil zum Karanga Camp. 

Wir machen uns auf den Weg zum Karanga Camp zum Lunch, müssen dafür aber durch das Tal des Karanga Flusses und verlieren alle mühsam erkämpften Höhenmeter. Am gegenüberliegenden Hang sehen wir lauter gelbe Punkte, die sich als Wasserträger entpuppen und Wasser aus dem Fluss holen.

Das Wetter ist gelinde gesagt beschissen, aber die Pizza zum Lunch hebt die Stimmung, wie auch die frische Avocado. Aber wir müssen noch weiter zum Barafu Camp und kämpfen uns durch Graupelschauer. Nach 3 kalten und feuchten Stunden erreichen wir Barafu im Schneefall. Nach einer kleinen Werbe-Einlage am Camp-Schild müssen wir mal wieder zum High Tea mit Popcorn. Dann dürfen wir 1,5 h ins Zelt zum Ausruhen, der Summit Day steht unmittelbar bevor. 

Abends versuchen wir, uns das kohlenhydratreiche Dinner hineinzuwürgen (Spaghetti a la Bolognese). Danach wie üblich Briefing und Gesundheitscheck mit einem chinesischem Pulsoxymeter.

Beim Briefing ist Raymond optimistisch, dass wir es in 6h zum Sonnenaufgang an den Stella Point schaffen. Das bedeutet, wir stehen um 23 Uhr auf, damit wir um Mitternacht los können. Super, also nur 3h Ruhezeit bei Saukälte und Nässe im Zelt.

Gipfeltag

5. Barafu Camp 4.600 m – Uhuru-Peak 5.895 m – Mweka 3.850 m
(1.295 Hm Aufstieg, 2.045 Hm Abstieg, 19 km, 12-14 h)

Warm angezogen und mit Stirnlampen ausgestattet, machen wir uns Pole, Pole auf den Weg. In den ersten 45 Minuten bezwingen wir eine etwas steilere Felswand, die zum Kosovo Camp führt. Die Nacht ist sternenklar und der Blick auf Moshi und das ganze Tal unter uns ist phänomenal. Eine nicht enden wollende Lichterkette von Stirnlampen zeigt uns den Weg. Begleitet werden wir von unseren Guides Raymond, Dismas, Choda und Alen. Stundenlang geht es im Zickzack steil durch die Dunkelheit und es wird immer kälter.

Die zu bezwingenden Höhenmeter werden nicht weniger, auf dem Weg treffen wir immer wieder kotzende Bergsteiger. Jörg ist der Erste in unserer Gruppe. Danach geht es ihm wieder besser, Anika immer schlechter und Andreas schnappt nach Luft.

Anika schläft auf dem Weg ständig ein. Einmal muss Raymond sie auffangen. Die mit Diamox gedopte Inga indes tänzelt ohne Atemprobleme leichtfüßig den Steilhang hinauf. Der Rest trägt sich minütlich mit dem Gedanken, abzubrechen. Nicht zuletzt, weil die Lichtpunkte am Steilhang einfach nicht aufhören wollen. Anika ist nun maximal erschöpft und zittert am ganzen Leib. Jörg zieht ihr fürsorglich seine Daunenjacke über, die sie kurz darauf ankotzt. Anika möchte nur noch schlafen.

Nach 6h Aufstieg erhellen die ersten Sonnenstrahlen die schwarze Nacht. Allein der Blick auf das zarte Band der Morgenröte des neuen Tages motiviert alle und setzt die letzten Kräfte frei, um den Rest der Strecke anzupacken. Das Licht am Horizont tut unglaublich gut und um 6:30 geht die Sonne auf – taucht die unwirkliche Vulkanwüste um uns herum in ein warmes Farbenmeer.

Die Steine fangen jetzt zu leuchten an, so spektakulär präsentiert sich dieser Morgen, dass man anhalten möchte, um dieses Farbspektakel zu genießen. Aber leider sind wir immer noch 1,5h bis zum Stella Point entfernt und haben überhaupt kein Auge für die Schönheit um uns herum.

Eine Stunde, bevor wir den Stella Point erreichen, geht die Sonne auf. Das schwarz der Nacht schwindet und die ersten Sonnenstrahlen geben wieder Kraft weiterzumachen.

Wir kämpfen uns Meter um Meter nach oben. Schritt für Schritt tragen wir unsere zu Blei gewordenen Körper den Hang hinauf, das Blut rauscht in den Ohren, das Herz pumpt und die Lungen schreien förmlich nach mehr Sauerstoff. Kopf und Körper lösen sich gefühlt voneinander, die Beine werden zur stumpfen Maschine, die einen im Schneckentempo einfach nur irgendwie weiter bringt. Der Kraterrand ist stets im Blick, das letzte Stück ist einfach unfassbar anstrengend.

Um 8 Uhr erreichen wir dann endlich den Stella Point. Es gibt das obligatorische Schilder-Bild, dieses Mal auch mit unserem Banner. Danach entscheidet sich Anika für den Abstieg, Dismas begleitet sie.

Zwei Stunden hinter dem Zeitplan schleppen wir unsere schweren Körper die letzten 100 Höhenmeter auf den Uhuru-Peak hinauf.

Über den Wolken.

Vom Dach Afrikas hat man einen wunderschönen Blick auf den Krater des Kilimanjaro, die Gletscher an den Hängen und auf die anderen beiden Gipfel des Berges – den Mawenzi und den Shira.

Übrigens

Uhuru bedeutet 'Freiheit' in Suaheli, weil das einfach besser klingt als Kaiser-Wilhelm-Spitze aus der deutschen Kolonialzeit.

Die Erstbesteiger waren der Leipziger Bergsteiger, Geograph und Forscher Hans Meyer und der österreichische Alpinist Ludwig Purtscheller, die den Gipfel am 6. Oktober 1889 erklommen und sogar die Frechheit besaßen, den Gipfelstein zu stehlen und dem Kaiser zukommen zu lassen. Auf diese Idee muss man erstmal kommen! Leider ist das Gestein – aus dem übrigens ein Briefbeschwerer gefertigt wurde – über den Lauf der Geschichte verloren gegangen. Im Übrigen erscheint die Diskussion über die Rückgabe der Bergspitze schon ein wenig seltsam, da der Berg an sich ja gar keine Spitze hat und vorwiegend aus einer Anhäufung von Geröll besteht …

Der Gipfel

Der Rest kämpft sich noch eine weitere Stunde auf den Uhuru Peak, wobei die verbliebenen 150 Höhenmeter nicht mehr so steil sind, aber sich dennoch quälend in die Länge ziehen. Andreas, sonst sehr trittsicher, taumelt nun auf dem relativ unkomplizierten Schotterpfad dem Gipfel entgegen.

Um 9:25 erreicht das Quartett den zweiten Gipfel und höchsten Punkt Afrikas – 5.895 m.

Da wir weit hinter unserem Zeitplan liegen, ist der große Andrang schon vorbei und wir haben den Gipfel jetzt komplett für uns alleine. Der Blick auf die umliegenden Gletscher ist atemberaubend und wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Perspektive auf diesem komplett freistehenden, weltweit einzigartigen Berg ist einfach gewaltig. Nichts sonst kommt über die Wolken, nur der Mount Meru schafft es, an den Wolken zu kratzen. Ansonsten gibt es nur Weite und Unendlichkeit. Inga setzt zum Luftsprung an, kommt aber nicht auf 6.000 Meter.

Andreas will am liebsten noch ein bisschen in der Todeszone verweilen, doch die Guides drängen zum Aufbruch. Nach dem kurzen Genuss des 360° Panoramas vom Kraterrand geht es also nach etwa 20 Minuten wieder an den Abstieg. Im Gefecht bricht Andreas der teure Carbonstock ab. Die beiden Guides haken ihn deshalb ein und wollen ihn nach unten "schleifen".

Nach einer 3-stündigen Rutschpartie bergab erwartet uns am Kosovo Camp ein Porter mit Mangosaft, um uns für den weiteren Abstieg zu motivieren.

Auf dem letzten Stück schlägt das Wetter um und wir geraten in einen Schneesturm. Währenddessen hat Anika mit einigen Schlafstopps das Camp erreicht und schläft tief und fest im Zelt als wir eintreffen. Nach einem kurzen Snack mit wenig Hunger haben wir ebenfalls die Gelegenheit für einen kurzen Mittagsschlaf. Raymond entscheidet, dass wir wegen dem Zeitverlust den weiteren Abstieg nur bis zum High Camp und nicht wie geplant zum Mweka Camp machen. In eineinhalb Stunden steigen wir über 700 Höhenmeter durch das 'Alpine Desert' ab und erreichen das High Camp um kurz nach siebzehn Uhr.

Zum Dinner gibt es Pizza! Inga muss alleine essen, alle anderen wollen oder können nicht. Noch nie haben wir uns so nach dem Zelt gesehnt. Ohne große Worte gehen wir heute auseinander und fallen todmüde ins Bett.

Blick ins Tal.

Auf dem Abstieg Richtung Mweka High Camp kämpft die Sonne gegen die Wolken und wir erhaschen einen Blick in die weite Landschaft.

Tansania - Kilimanjaro

Soundtrack: VNV Nation – Illusion (mixed)

6. Mweka Camp 3.850 m – Mweka Gate 1.800 m (2.050 Hm, 13 km, 4-6 h)

Der nächste Morgen begrüßt uns mit einem herrlichen Ausblick auf den Kilimanjaro und auf der anderen Seite über das Mweka Tal über Moshi und die dahinter liegende weite Ebene. Wir entscheiden uns spontan, den Sonnenschein zu genießen und den Frühstückstisch nach draußen zu verlegen.

Simon und sein Hilfskoch bringen in weißen Schürzen und Kochhaube einen Summit-Congratulations-Kuchen, der im Kochtopf frisch gebacken und mit Zuckerguss und Zierschrift versehen wurde. Die Emotionen liegen blank und hier und da kullert ein Tränchen.

Noch mit Kuchen in der Backe werden wir gebeten, uns für die Abschiedszeremonie aufzustellen. Das Team stimmt den traditionellen Kili-Song an, Albert(a) mit blonder Perücke und Nelson laufen zur Höchstform auf: Jambo Bwana, Habari gani, Mzuri sana wird zum Besten gegeben.

Wir überlassen unserer Mannschaft Teile unserer Ausrüstung, die sogleich auf einem Tisch ausgebreitet wird. Raymond verkündet den Anteil des Trinkgeldes an alle Beteiligten und überwacht die basisdemokratische Verteilung unserer 'Outdoor-Artikel', bevor wir zusammenpacken und uns an die verbliebenen 2.000 Höhenmeter machen.

Der Abstieg führt uns erst durch das Moorland, ehe wir wieder den Regenwald erreichen. Auf unserem Weg durchqueren wir das Mweka High Camp und sind ganz froh über die gestrige Entscheidung, im High Camp geblieben zu sein.

Im Mweka Camp bekommen wir noch ein ‘Kili-Taxi’ zu sehen, eine rudimentäre Transportpritsche für verletzte/kranke Touristen auf einem Reifen mit Handgriffen auf jeder Seite. Wenn man dieses Taxi benötigt, kann man nur hoffen, dass man von der Fahrt nicht mehr viel mitbekommt.

Bei Ankunft am Mweka Gate ist der Ansturm schon vorbei und wir tragen uns aus dem Logbuch des Kilimanjaro aus. Wir verteilen uns auf die Kleinbusse und nach kurzer Fahrt erreichen wir ein Dorf, in dem wir in einem Art & Crafts Center mit einem angeschlossenen Souvenir-Shop einen kleinen Lunch in Form eines Obstsalat einnehmen.

Nach dem Lunch erhalten wir unsere Urkunden und geben eine Runde Bier für das ganze Team aus. Tony bringt uns durch wunderschöne Landschaften zurück zur Changa Lodge nach Moshi. Nach einer sehr willkommenen Dusche treffen wir uns zu Gin & Tonic / Kilimanjaro Bier und versuchen uns am reichhaltigen Dinner-Buffet von den Strapazen der letzten Tage zu erholen.

Wir sind alle fix und fertig und keiner registriert noch so richtig, dass wir gerade auf dem Dach der afrikanischen Welt waren. Heute Nacht werden wir gut schlafen!.

Es geht auf Safari!

Tarangire N.P. | Serengeti N.P. | Ngorongoro Crater N.P.

Die Baumwipfel über uns breiten sich wie ein schützendes Dach über uns aus – nur berühren sich die einzelnen Baumkronen nie.

Ein paar Gedanken

Einmal und nie wieder.

Von richtigen Alpinisten eher verachtet als geschätzt, weil jeder halbwegs trainierte Rucksack-Touri diesen Berg erklimmen könne. Und dennoch gibt es genau erfasste Datensätze über die Erfolgsquoten der verschiedenen Routen, die eine deutliche Sprache sprechen. Am Ende ist eben nicht jeder, der sich am Gate registriert hat, auch im Gipfelfoto zu sehen. Die Beschaffenheit der Routen kann man sicherlich nicht mit alpinen Klettersteigen vergleichen, aber die Herausforderung ist und bleibt ganz einfach die Höhe und der mentale Kampf, den man mit sich auszutragen hat.