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Toskana

Im Herzen Italiens

Eine kurze Reise in die wohl schönste Landschaft der Republik

Anreise

Wir haben uns entschieden, dem Lauf der Etsch nach Südtirol zu folgen und starten am Reschenpass. Mit kleiner Pause in Lana geht es auf der Strada del Vino über Tramin und Margreid an der Cantina Tramin und den Weingütern Elena Walch und Alois Lageder vorbei, selbstverständlich mit kleiner Verkostung inklusive. Der Weg in das Herz der Toskana führt uns über Florenz und die wichtigste, kunsthistorische Sammlung der Welt aus der Zeit der Renaissance. Lediglich eine Stunde südlich der Metropole am Arno beziehen wir für ein paar Tage unser Quartier in den lieblichen Hügeln von Gambassi Terme. San Gimignano, Volterra oder Siena sind nicht weit, auch das Val-d'Orcia liegt in Reichweite.

Umgeben von steilen Bergen und bewacht von zahlreichen Burgen durchströmt der die Etsch bei Ceraino einen Engpass.

Die Etsch

Bei Sabbionara entscheiden wir uns, die A22 zu verlassen und näher am Flusslauf entlang zu fahren. Auf der Strada da Statale 12 hangeln wir uns an den steilen Berghängen entlang, bis wir die Veroneser Klause bei Ceraino erreichen, ein von der Etsch durchströmter Engpass. Zu Beginn der norditalienischen Tiefebene bis zur Mündung ist ab jetzt die Industrie der ständige Begleiter des Flusses und wir kehren auf die Auto Strada zurück.

Schätze der Renaissance

Auf drei Stockwerken verteilt und nach Epochen geordnet. Ein offenes Buch der Kunstgeschichte – nicht nur zum Lesen, sondern zum Eintauchen.

Florenz

Nachdem wir die Poebene hinter uns gelassen haben und südlich von Bologna die Ausläufer des Apennins durchquert haben, liegt vor uns die 1-Millionen-Metropole und Wiege der Renaissance. Insbesondere der mächtigen Dynastie der Familie Medici ist der Aufstieg der Stadt am Arno zu einer der florierendsten Großstädte Europas zu verdanken. Der Reichtum an Museen, Palästen und Denkmälern ist beeindruckend, wie auch das künstlerische und architektonische Erbe und dessen Erhalt für kommende Generationen.

Krumm, schief und total überladen mit kleinen Läden und vielen Touristen überspannt der Ponte Vecchio die trüben Wasser des Arno.

Der Ponte Vecchio

Die älteste Brücke der Stadt, die in drei Segmenten den Fluss Arno überspannt. Ursprünglich waren auf der Brücke hauptsächlich Schlachter und Gerber ansässig. Die Schlachter warfen ihre stinkenden Abfälle in den Arno, die Gerber wuschen ihre Stoffe, die zuvor mit Pferde-Urin gegerbt wurden. 1565 wurden diese jedoch per Dekret von Cosimo I. de’ Medici durch Goldschmiede ersetzt, da diese keinen Abfall produzieren. (Eigentlich verständlich, wenn der eigene Palast sich am Ende der Brücke befindet.) Noch heute befinden sich zahlreiche Juweliere in den kleinen Läden auf der Brücke.

Die Uffizien

Ursprünglich im 16. Jahrhundert errichteter Gebäudekomplex, um Ministerien und Ämter der Stadt unterzubringen. Über Jahre wurden die Ensembles, meist politisch motiviert, reichhaltig mit Kunst ausgestattet. Letztendlich wurden die Schätze aller Sammlungen in den ‘Galleria degli Uffizi’ zusammengelegt und werden nun den Interessierten aus aller Welt in einer frei zugänglichen Kultureinrichtung dargeboten.

Bemerkenswert ist die historische Reihung der Säle im dritten Stock des Museums: Von Skulpturen aus griechischer und römischer Zeit, über die Nutzung von Kunst zu religiösen Zwecken (Ikonen) und allgemeinen Auftragsarbeiten bis hin zur Befreiung von den Vorgaben der Kirche in der Malerei der Renaissance. Die Reise durch die Jahrhunderte von Bildhauerei, Malerei und Kunstgeschichte wird im Anschluss noch mit einigen Werken der Neuzeit beendet. Ein Erlebnis, das seines Gleichen sucht.

Wahrzeichen der Stadt.

Der Wettlauf um Geltungsbedürfnis stachelt die Eitelkeit der politischen Kaste an und führt mit riesigem monitären Aufwand zu kulturellen Höchstleistungen.

Die Kathedrale Santa Maria del Fiore

Rein politisch motiviert schenkten sich die Florentiner ein weithin sichtbares Monument, wie es die Toskana nie zuvor gesehen hatte. Pisa, Venedig und vor allem Siena mussten mit dem viertgrößten Kirchenbaus Europas als Ausdruck eines neuen Machtanspruchs auf die unteren Ränge verwiesen werden. Die Innenmaße der Kuppel sind mit 4000 m² Fläche für Fresken derart gewaltig, dass über hunderte Kolossalfiguren förmlich in der Ferne und Dunkelheit verschwinden – in 90 m Höhe sind eben kaum mehr Details zu erkennen.

Die heutige Westfassade ist im Übrigen eine neugotische Vervollständigung des späten 19. Jahrhunderts, die den Stil des Langhauses, die Gestaltung in dreifarbigem Marmor, fortsetzt.

Sonnenstrahlen brechen für einen Moment durch die Gewitterfront über der Via Volterrana im Süden von Florenz

Gambassi Terme

Es ist spät im Jahr und die Temperaturen sind doch niedriger als wir gedacht haben. Unsere Unterkunft im Stile der Region ist nicht wirklich isoliert oder gar geheizt und so packen wir erst einmal die warmen Sachen aus. Als Selbstversorger decken wir uns anschließend mit dem Nötigsten ein – eine gute Gelegenheit, die Umgebung besser kennenzulernen.

Michael, den Eigentümer der Anlage, sieht man eigentlich ständig mit irgendwelchen Geräten über das Grundstück flitzen, um die Flächen um die Apartments und den großen Pool im besten Zustand zu halten. Von ihm erfahren wir auch, wo wir am besten mal zum Essen hingehen können und wir folgen gerne seinem Rat.

Wir verbringen den Abend im gemauerten Keller des Ristorante Il Caminetto, genießen die herzhafte, toskanische Küche und freuen uns über die Gastfreundschaft der Einheimischen.

Nach einem Tag mit wenig Licht geht am Abend der Himmel auf und die Sonne wärmt nicht nur das Land, sondern auch die Gemüter.

Früher Herbst

Langsam erheben sich die Nebelschwaden aus den Tiefen der hügeligen Landschaft und geben nach und nach die weichgezeichneten Formen frei.

Auf der Suche nach Motiven

Volterra

Die Altstadt liegt abgeschieden auf einem hohen Bergrücken über dem Val di Cecina inmitten einer kargen, zerfurchten Hügellandschaft und gilt mit ihrem spektakulären landschaftlichen Umfeld als eine der schönsten in der Toskana. Die ehemalige Festung der Medici, die das Stadtbild beherrscht, wird heute als Staatsgefängnis genutzt.

San Gimignano

Die 'Stadt der Türme' zählt mit dem historischen Stadtkern zum Unesco Weltkulturerbe – größtenteils weil einige der sog. Geschlechtertürme der damaligen Patrizierfamilien noch komplett erhalten sind. Von den ehemals 72 existieren heute noch 15. Die beiden höchsten, der Torre Grossa aus dem Jahr 1311 und der Torre della Rognosa, weisen eine Höhe von 54 bzw. 51 Metern auf.

Montepulciano

Die Stadt liegt ca. 45 km südöstlich der Provinzhauptstadt Siena zwischen dem Val di Chiana und dem Val d’Orcia auf der Kuppe eines rund 600 m hohen Hügels und ist von einer mittelalterlichen Stadtmauer umgeben. Und natürlich ist der Ort bekannt durch den Weinbau, der von den Böden, der Lage und dem Klima der Gegend begünstigt wird.

Val d’Orcia

Das Tal ist Teil des Hinterlandes von Siena, das durch eine besondere Ästhetik auffällt – eine großzügige Landschaft mit flachen Ebenen, aus denen sich mehrere Hügel erheben, inspiriert nicht nur Künstler seit der Renaissance mit zahlreichen Motiven, sondern jeden, der sich die Zeit nimmt, in diese besondere Landschaft einzutauchen.

Volterra thront auf einem Bergrücken von dem man nach Westen wohl bis fast zum Mittelmeer blicken kann.

Von allen Himmelsrichtungen zu sehen: die fünfzehn verbliebenen Geschlechtertürme der ehemaligen Patrizierfamilien in San Gimignano.

Seit dem Mittelalter fast unverändert überblickt Montepulciano auf 600 m den Ostrand der fruchtbaren Böden des Val d'Orcia.

Am Südrand des Val d'Orcia überragt die Festungsanlage von Radicofani mit einer einzigartigen Aussicht die sanfte Hügellandschaft.

Nicht ganz perfekt - aber prächtig!

Das unregelmäßige Sechseck der romanischen Kuppel über der Vierung des Doms zu Siena bestimmt mit seiner Imperfektion den gesamten Rest des Bauwerks.

Siena

Wir lassen uns früh am Morgen mit den Rolltreppen vom Parkplatz San Francesco im Osten an der Stadtmauer direkt in die Altstadt befördern. Von dort geht es durch die engen, teils steilen Gassen zum Piazza del Campo.

Überall stehen entweder Auslagen der Geschäfte oder Stühle und kleine Tische vor den Osterias oder Cafes auf dem groben Pflaster. Autos, die hier nur mit Sondergenehmigung fahren dürfen, quälen sich langsam und mit viel Mühe an zahlreichen Hindernissen vorbei. Die Gassen sind meist so eng, dass sich die Dächer zwar nicht berühren, das Sonnenlicht aber dennoch Schwierigkeiten hat, den Boden zu erreichen. Wir sind spät im Jahr unterwegs, aber keineswegs alleine – wir fragen uns, wie es denn hier zur Hauptsaison zugehen mag, wenn sich die Menschenmassen jetzt noch fast Schulter an Schulter durch das Netz der Gassen schieben.

Florenz gilt als Paradebeispiel einer Renaissance-Stadt und beeindruckt vor allem durch die schiere Masse und Größe seiner Bauwerke und Kunstwerke. Siena hingegen überzeugt durch einen konsequenten mittelalterlichen Charakter italienischer Gotik.

Der Dom

Entstanden aus einer dreischiffigen römischen Basilika, ist der Dom eines der bedeutendsten Beispiele der gotischen Architektur Italiens. Charakteristisch für die Fassade ist der Wechsel von schwarzem und weißem Marmor zur Verblendung des Ziegelstein-Bauwerks. Im Zuge der Zeit wurden das romanische Langhaus nicht nur erhöht und ein gotisches Gewölbe eingezogen, sondern die Basilika wurde im Anschluss mit einem mehrschiffigen Querbau und einem gotischen Chor erweitert. Lediglich die unregelmäßig sechseckige romanische Kuppel über der Vierung blieb unangetastet – die jedoch für viele der Unregelmäßigkeiten des Baues verantwortlich ist.

Die Piazza del Campo

Ursprünglich lediglich ein Stück Land, das dem Abfluss von Regenwasser diente, ist der ‘Campo’ heute bekannt durch die halbrunde Form und seine beeindruckende Architektur im Anschluss. Die Piazza del Campo ist einer der eindrucksvollsten kommunalen Plätze Italiens, ein Platz ohne Kirche, also ein rein politisches Zentrum. An tiefster Stelle des leicht abschüssigen Geländes liegt der Palazzo Pubblico, der öffentliche Palast, also das Rathaus. Dem Konkurrenzdenken seiner Zeit ist es auch zu verdanken, daß der Turm des Gebäudes sehr hoch werden musste, um trotz seiner niedrigen Lage die Stadt überragen zu können. Vor über zweihundert Jahren wurden zahlreiche Fassaden der Gebäude Sienas zurückgebaut, um dem ursprünglichen, mittelalterlichen Erscheinungsbild wieder zur Geltung zu verhelfen.

Am Agriturismo und Weingut Palazzo-Massaini verschwindet gerade die Sonne hinter den sanften Hügelketten des Val d'Orcia.

Ein Gedanke

Dolce Vita

Die Menschen, die wir getroffen haben, strahlen eine beruhigende Zufriendenheit aus und genießen ihr Leben, die Produkte die das Land ihnen gibt und die Gesellschaft in der sie sich befinden. Da wird auch gerne mal lautstark das Jubiläum der Mutter zusammen mit allen Gästen einer Osteria gefeiert. Einfach so.