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Côte d’Azur

Savoir-vivre – der französische Begriff bedeutet wörtlich 'verstehen, zu leben'. Die Zeit läuft ein wenig anders im Süden Europas: Die Menschen scheinen hier entspannter und freundlicher zu sein. Und selbst­verständlich gehört eine raffinierte, aber schlanke Küche dazu, das Gesamt­bild abzurunden.

Anreise

Es geht nach Südwesten, von der burgundischen Pforte durch die liebliche Hügel­landschaft der Franche-Comté (dt. Freigrafschaft Burgund) am Fluss Doubs entlang nach Dijon. Von dort drehen wir am nächsten Tag nach Süden Richtung Lyon und folgen dem Lauf der Rhône bis nach Avignon. An der Südseite des Luberon geht es dann über Aix-en-Provence am Massiv des Sainte-Victoire vorbei, in die hügelige Landschaft der Plaine des Maures zu unserem ersten Ziel: Das Weingut Ultimate Provence.

Ein paar Tage später fahren wir durch die trockenen Pinien­wälder der Provence-Alpes-Côte d’Azur von Grimaud über Collobrières, dem Col de Babaou zu den Salinen der Halbinsel südlich von Hyères.

Dijon

Legendär für Senf und Burgunderweine
Rue de la Liberté, Place de la Libération

Da die Strecke an die französische Mittelmeer­küste recht weit ist, beschließen wir, in Dijon einen Zwischen­stopp einzulegen. Der Früh­sommer ist ungewöhnlich heiß und wir flanieren am Abend durch das Zentrum der alten Handels­stadt, wo die alten Fassaden und Straßen die Hitze des Tages noch bis in die Nacht zurückgeben. Heute scheinen alle Bewohner auf den Beinen zu sein – überall tummeln sich Menschen auf den Plätzen und Gassen oder sitzen draußen in Cafés und Restaurants.

Rue de la Liberté

Centre Ville

Wir finden ein hübsches Plätzchen am Place de la Libération und beobachten das bunte Treiben mit einem kleinen Auszug burgun­discher Küche. Als die Sonne sich zurückzieht, erheben sich hier und da Fetzen von Live-Musik über das Gemurmel der Stadt.

Die Sache mit dem Senf

Der Name Dijon-Senf ist als Marke nicht geschützt, sondern bezieht sich lediglich auf die Art und Weise der Herstellung. In der Region Bourgogne-Franche-Comté, ehemals Heimat hunderter burgundischer Senf­mühlen, befindet sich die letzte un­ab­hängige 'Moutarderie' im Besitz der Familie Fallot und wird traditionell aus dem Most unreifer Burgunder­trauben hergestellt. Scharf, würzig und unglaublich lecker!

Eine Handvoll Kilometer südlich von Dijon sehen wir die Felder neben uns in strah­lendem Gelb erblühen. Sieht aus wie Raps, ist aber Senf. Die letzten Felder seiner Art, denn der meiste Roh­stoff kommt aus dem Ausland oder wird aus Kanada importiert.

Ultimate Provence

Wie Gott in Frankreich
Am Rande der Plaine des Maures

Wir beginnen die Fahrt im strömenden Regen, als wir Dijon nach einer langen Nacht mit Gewittern verlassen. Auf der A6, der Autoroute du Soleil, geht es ziemlich gerad­linig nach Süden und bald geht auch der Himmel auf und macht dem Namen alle Ehre.

Je weiter wir nach Süden kommen, desto wärmer wird es. Bei molligen 35 Grad kommen wir erschöpft in unserer Unterkunft an. Ultimate Provence ist ein Weingut im Hinter­land von Saint-Tropez, bekannt für seinen Rosé. Der Cuvée wird aus 30% Grenache Noir, 30% Cinsault, 30% Syrah und 10% Rolle-Trauben hergestellt. Beschrieben wird der Tropfen als Geschmacks­explosion, die mit fruchtigen Tönen und pikanten Pfeffer­noten einhergeht ...

Am Rande des Mauren­massivs gehen die Pinien in Eichen­wälder über und erstrecken sich weit in die Ebene des Landschafts­schutzgebiets Plaine des Maures.

Hitze steht in den Wäldern

Die Unterkunft

Neben dem Weingut betreibt Ultimate Provence ein erst­klassiges, avant­gardistisches Hotel in phänomenaler Lage – entworfen und gestaltet von Humbert & Poyet. Zimmer und Anlage sind dementsprechend eine Augen­weide, wir haben eine eigene Terrasse am Zimmer und eine Flasche Rosé zur Begrüßung. Nachdem wir die Anlage erkundet haben, begeben wir uns zum Rooftop-Restaurant und lassen den Abend bei Wein und gehobener französischer Küche ausklingen - inklusive Sonnen­untergang.

Das Weingut Ultimate Provence ist 46 Hektar groß und wird besonders umwelt­freundlich bewirtschaftet. Die Ernte der ausdrucks­starken Trauben erfolgt aus­schließlich nachts, um die knackige Frische und die saftigen Aromen erhalten zu können. Für den einzig­artigen Ultimate Provence Rosé wird die Rebsorte Syrah verarbeitet.

Der Abend bringt kühle Luft

La Garde-Freinet

Wir verlassen die angenehme Morgen­frische des Weinguts und schauen uns die ver­bliebenen Zeugen einer ehemaligen Sarazenen-Festung in der Nähe an. Eine kleine, dünne Land­straße schraubt sich die trockenen Hänge bis zum Städtchen empor und schon jetzt ist es unerträglich heiß. Am Himmel keine Wolke und schon bald suchen wir Schutz im Schatten der engen Gassen der Altstadt. Wir sehen sehr schnell ein, dass es wohl am besten ist, sich nicht weiter zu bewegen und den Mittag im Schatten der Platanen eines Bistros mit einem kühlen Panaché zu über­dauern.

Eine gute Gelegenheit, das doch sehr entspannte Leben der Dorf­bewohner zu beobachten. Uns gegenüber sitzen die Ein­heimischen im Schatten einer Markise und genießen ein Perrier oder einen Pastis 51. Ein Hand­werker mit einer großen Fliese unter dem Arm pendelt wohl zwischen Werk­statt und Baustelle, denn er kommt des Öfteren an unserem neugierigen Plätzchen vorbei – natürlich nicht ohne mit dem einen oder anderen Bewohner ein Schwätzchen zu halten.

Den Nachmittag lassen wir ruhig angehen und genießen die sommerlichen Temperaturen auf unserer Terrasse..

Port Grimaud

Am Ostende des Golfe de Saint-Tropez, an der Mündung des Flüsschens La Giscle, finden wir eine post­moderne Planstadt des Architekten François Spoerry aus den 60er Jahren, die sich bewusst an traditionelle, mediterrane Bau­formen anlehnt. Die privat finanzierten Luxus­immobilien mit eigenen Boots­anlegeplätzen erinnern mit ihren Kanälen, Brücken und Fußgänger­gassen stark an Venedig. Der große Ansturm von Touristen hat aber letzt­endlich dazu geführt, dass der größte Teil der Anlage nun für die Öffent­lichkeit geschlossen ist.

Wir sind wieder auf der Suche nach Motiven, beeindruckt von all den Jachten vor Anker und lassen uns den Wind um die Nase wehen, der die Hitze einigermaßen erträglich macht. Das kunstvoll zu einer Blüte modellierte Eis in der Waffel ist aber kaum zu essen – zu schnell ergibt es sich den Temperaturen und läuft nur noch über die Hände …

Auf dem Rückweg kommen wir an der Burg­anlage von Grimaud vorbei, die hoch oben in den Hügeln des Mauren­massivs mit seinen (Kork-)eichen-, Kastanien- und Pinienwäldern den Pass in La Garde-Freinet bewacht.

Die Ruine Grimaud

Mit Blumen verzierte kleine Geschäfte und einladende Kneipen säumen die engen Straßen, die sich durch das mittelalterliche Städtchen mit typisch provenzalischem Charme winden.

Ramatuelle

Am östlichen Ende des Maurenmassivs, eine halbe Stunde von Saint-Tropez entfernt, liegt der Ort inmitten der mit Pinien bewaldeten provenzalischen Küsten­landschaft. Die engen, geschwungenen und von Gewölben und Rundbögen überspannten, mittel­alterlichen Gassen winden sich spiralförmig den Hügel hinauf. Von den ehemaligen Befestigungs­anlagen ist jedoch nur noch das Sarazenen­tor aus dem 16. Jahr­hundert erhalten.

Gegenüber finden wir im Schatten wilden Weins das Café de L'Ormeau und lassen es uns bei einem fantastischen Tartare de boeuf et sa bande de frites en allumette und einem Glas kühlen Hauswein gut gehen.

Plaine des Maures

Wir kehren gerade zu unserer Unterkunft zurück, als der Abend­himmel beginnt, sich violett zu färben. Die kühle Nacht breitet sich langsam aus und der aufgeheizte Boden strahlt nun angenehm die Wärme zurück. Es riecht nach trockenem Sand und dem Harz der Pinien, begleitet vom mono­tonen Lärm der Zikaden.

Le Lodge des Îles d'Or

Die kleine Oase am Meer
Das Zentrum der Anlage

Wir genießen die entspannte Atmosphäre und die schöne Garten­anlage, die sich komplett um den Innen­pool als zentrales Element konzentriert. Ein kleines, aber feines Hotel mit einer hervor­ragenden Küche, die sich auf lokale Produkte und Zutaten mit kurzen Transport­wegen spezialisiert.

Spezialitäten wie "Poke Santorin sur Riz arborio avec scampi, avocat, noisettes au Wasabi caramélisées, calamansi" oder das "Filet de bœuf grillé avec escalope de foie gras, truffe d’été, toast de brioche, sauce périgourdine et Asperges vertes glacées à blanc" sind hierbei sicherlich die kulinarischen Highlights.

Bormes-les-Mimosas

Die Ergänzung des Namens um den Zusatz “les Mimosas” stammt erst aus Ende der 60er Jahre. Napoléon III. brachte die Mimosen­bäume 1867 von seinen Feld­zügen aus Mexiko mit und ließ sie in Bormes kultivieren. Die Alt­stadt von Bormes wird durch dutzende Gassen durchzogen, die dem Ort seinen typisch provenzalischen Charakter verleihen.

Wir flüchten vor der Hitze und finden uns im Bar-Restaurant BELLEVU am Stammtisch des Dorfes wieder. Mit einer Ausgabe des Var Matin und einem kühlen Panaché vertreiben wir uns die Zeit.

Wer ein Boot hat, kann sich glücklich schätzen und diesen heißen Sommertag mit einer angenehmen Briese auf dem Wasser verbringen.

Plage de la Courtade

Île de Porquerolles

Heute wollen wir mit der Fähre nach Porquerolles übersetzen, eine der L‘Îles d‘Or, der goldenen Inseln vor der Küste von Hyères. Jede Stunde setzt die Fähre mit hunderten Touristen von der Halb­insel Giens auf die Insel über. Das kleine Örtchen wird also erstmal von Touristen geflutet, die sich aber relativ schnell verteilen und auf den Weg zu den unterschied­lich gut erreichbaren aber traum­haft gelegenen Buchten der Insel machen. Türkis­blaues Wasser, feiner Sand, ein paar Yachten vor Anker - so lässt es sich leben.

Wir laufen ca. 2 km zum Plage d’Argent. Die Strand­bar bietet einen tollen Blick auf Strand und Meer und noch viel wichtiger – ein kühles Panaché. Wir lassen uns die Brise um die Ohren wehen und lauschen dem Plätschern der Wellen. Gegen Nach­mittag bummeln wir noch ein wenig durch das kleine Örtchen, es gibt noch leckeres Eis und ein weiteres kleines Panaché, bevor wir mit der Fähre wieder zurück fahren.

Le Salins d’Hyères

900 Hektar zwischen den beiden Sandstreifen des Tombolo, der landschaftlichen Besonderheit der Halbinsel Giens, folgen wir der Route du Sel und umrunden die Halbinsel im schönsten Streiflicht der Abendsonne.

Ein Bad am Morgen

Plage de Pampelonne

Mehrere Zugänge führen an den 4,5 km langen Sandstrand des gleich­namigen franzö­sischen Mittelmeer-Ortes am Golfe de Saint Tropez. Und obwohl sich dort circa 20 Privat­strände mit Restaurants befinden, ist der gesamte Strand an der Wasser­linie überall frei zugänglich.

Dennoch scheint die gesamte Bucht in unsichtbare Abschnitte, abhängig vom Einkommen, aufgeteilt zu sein. Bei der Suche nach einem Zugang finden wir uns plötzlich in der Warte­schlange eines Valet Parking Services am Nikki Beach Saint-Tropez inmitten von teuren, hochgezüchteten PS-Boliden wieder. Hier fühlen wir uns nicht sehr wohl und suchen einen anderen Zugang zum Strand.

Wir versuchen es noch einmal weiter im Süden, am Ende des Strandes, unterhalb des Cap Camarat. Wir haben Glück und können im Beach Club Cabane Bambou einen der letzten Tische ergattern. Bald stehen Gläser mit kühlen Rosé und feine Speisen wie “Thon Rouge en Tartare”, “Poulpe Grille” und “Pâtes de Homard” auf dem Tisch. Kann sich sehen lassen – der Wind weht leicht vom Meer her und wir genießen den Nach­mittag im Halb­schatten der Anlage.

Auf dem kristall­klaren Wasser treiben millionen­schwere Yachten, von denen sich ab und an ein Dingi löst, um seine Fracht für Speisen und Getränke in einem der zahl­reichen Clubs am Strand anzulanden.

Entlang der Küste

Zwischen den Pinien­bäumen des Cap Camarat steigen wir kurz auf, da der Leuchtturm heute geschlossen ist und können nun sehen, wie die tief stehende Sonne ihre Strahlen weich über den sanften Hügel der Halb­insel bis zum Strand hin wirft. Wir haben mal wieder Probleme, Strecke zu machen, denn das Licht ist im Moment einfach fantastisch.

Von Ramatuelle über Gigaro geht es nun hinunter an die Küste über Cavalaire-sur-Mer nach Le Lavandou zurück nach Hyères. Am Pointe du Trésor geht die Sonne gerade hinter den Hügel­ketten unter, wir halten an und genießen den Moment.

Mal oben in den sanften Hügeln, mal unten direkt am Wasser, schlängelt sich die kurven­reiche Straße D559 an der Küste entlang und ver­schwindet bald im Dunkel der Nacht.